Biobauernhof Kraus

Biobauernhof Kraus
Florian Kraus
Landstraße 37
87452 Altusried/Kimratshofen
08373 8796
Sehen wo's herkommt
Allgäuer Heumilchkühe und schottische "Teddybären"
Gäbe es noch Milchkannen und Handkarren, Monika und Siegfried Kraus könnten ihre Milch jeden Tag zu Fuß abliefern: Ihr Bauernhof in Kimratshofen im Oberallgäu steht direkt neben dem Milchwerk, das ihre Bio-Heumilch verarbeitet. Übernommen haben sie ihn 1985 von seinem Vater, der damals zunächst weiter voll mitarbeitete, weil der Sohn ursprünglich Kfz-Mechaniker gelernt hatte. Erst nach einem "Quereinsteigerkurs" im Jahr 2000 sattelte Siegfried komplett auf Landwirtschaft um. Monika ist mit einer Ausbildung als Einzelhandelskauffrau "in den Hof mit reingewachsen", weshalb sie auch landwirtschaftliche Praktika absolvierte.
Am Hof entsteht nur Heumilch. Ihr Name rührt daher, dass die Kühe nur mit frischem Gras und Heu, nicht aber mit Silage gefüttert werden. Sie gilt als besonders gesund und nährstoffreich wegen des hohen Anteils an Omega-3-Fettsäuren, die der menschliche Körper selbst nicht bilden kann. Auf dem Speiseplan sind sie unverzichtbar. Und für Käsesorten wie Allgäuer Emmentaler ist ausschließlich Heumilch geeignet.
Die Natur beobachtet und wegen Unkraut umgestiegen
Vier Jahre nach der Hofübergabe stellte das Ehepaar 1989 auf ökologische Landwirtschaft um – aus mehreren Gründen, wie sich Siegfried Kraus erinnert: "Ich hatte eine Allergie, weshalb ich unsere Lebensumstände insgesamt genauer betrachtete." Zwar haben die beiden vorher schon sehr naturnah gelebt, doch ihre Gesundheit und die sie umgebende Natur wurden immer wichtiger. So fielen Siegfried zunehmend Wiesen auf, die mit synthetischen Düngemitteln gedüngt wurden: "Dort wuchsen immer mehr Grottenstengel." So wird der Krause Ampfer (lat.: Rumex crispus) im Allgäu genannt, ein Unkraut, das bis zu drei Meter tiefe Wurzeln schlagen kann und sogar leicht giftig ist.
Bio-Landwirte stechen diese Grottenstengel mühsam von Hand aus ihren Wiesen und Weiden. Und solche ökologisch arbeitenden Kollegen bekam Siegfried Kraus zum Zeitpunkt seiner Umstellung immer mehr, "auch wenn wir eher noch Außenseiter waren". Sie alle folgten Beispiel des Altusrieder Bio-Pioniers Ludwig Heinle , der schon 1974 auf "Bio" umgestellt hatte. "Dabei habe ich gesehen, dass auf den Wiesen wieder viel mehr wächst, wenn man mit Gülle und Mist richtig umgeht, und dass wir bei den Pflanzen wieder eine große Vielfalt auf die Weiden bekommen", erinnert sich Kraus.
Garantiert ökologisch erzeugte Produkte
Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Bio-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Biokreis-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BY-060-00094-A geführt wird.
Auch im Winter darf "draußen was rumlaufen"
Das Gras und Heu, das die 34 Milchkühe und die Nachzucht auf dem Kraus-Hof fressen, wächst in ausreichender Menge auf eigenen und gepachteten Flächen: "Wir kaufen keine Futtermittel dazu, in der Regel ist genug da." In den Genuss der Gräser- und Kräuter-Vielfalt kommen seit 2012 auch fünf schottische Hochlandrinder und ihre Kälber. Sie werden ganzjährig im Freien gehalten. "Die sind mehr ein Hobby fürs Auge", schmunzelt Monika Kraus, "irgendwie wollten wir auch im Winter draußen was rumlaufen haben. Und ich finde es nett, wenn sie Junge kriegen – die sehen aus wie kleine Teddybären". Nebeneffekt: "Hin und wieder kommt etwas in die Kühltruhe", für den Eigenbedarf.
2002 wurde auf dem Kraus-Hof ein neuer Freilaufstall mit Laufhof gebaut, weshalb die Milchkühe im Gegensatz zu den "Highlandern" keine Hörner haben. Mit einer Ausnahme, wie das Landwirts-Ehepaar augenzwinkernd gesteht: „Eine Kuh hat Hörner, die ist uns irgendwie durchgerutscht. Aber sie ist brav. Sie verhält sich in der Herde problemlos. Oder sie wird von der Chefin in Schach gehalten."
Die Milch-Vermarktung selbst in die Hand genommen
"Zweitrangig" sei bei den Überlegungen zur Umstellung auf "Bio" der höhere Erlös gewesen, der heute mit Heumilch erzielt werden kann: "Die Vermarktung von Bio-Milch steckte damals noch in den Kinderschuhen, wir haben lange rumprobiert, bis sich rund ein Duzend Bauern in der Nachbargemeinde Altusried zusammenschlossen, um ihre Bio-Milch selbst zu vermarkten." Anfang der 1990er-Jahre sei das richtig ins Laufen gekommen, wobei die Initiative rein aus Bauernhand kam: "Wenn die Altusrieder das nicht in die Hand genommen hätten, wäre nichts passiert“, erinnert sich Siegfried Kraus. Er schloss sich dieser "Bio-Emmentaler-Gruppe" an und ist außerdem Mitglied im Verband "Biokreis". Heute laufe die Vermarktung im Oberallgäu gut, "weil die Bio-Milch-Wirtschaft beim Milchwerk liegt".
Die Molkerei ist genossenschaftlich organisiert. Die Milchlieferanten haben als Mitglieder direkten Einfluss auf das Geschäftsgeschehen. Damit diese für das Kimratshofer Landwirtsehepaar sprichwörtlich gute Nachbarschaft auch immer gut funktioniert, engagierte sich Siegfried Kraus ab 1993 ehrenamtlich im Aufsichtsrat des Milchwerks. „Inzwischen bin ich im Beirat und ziehe mich langsam in den Vorruhestand zurück", sagt er schmunzelnd und entspannt. Jüngere Bio-Bauern sollen die Verantwortung übernehmen.
Ob dies auch für den Kraus-Hof gilt, ist nach der dritten Generation indes fraglich. Die Söhne Florian und Alexander haben "einen guten Beruf" außerhalb der Landwirtschaft. "Da kannst du nie sagen, was sie mal machen", sinniert Mutter Monika und wird beim Blick auf die Hofgeschichte fast philosophisch., Denn an der Hofstelle in Kimratshofen wird seit 1860 Landwirtschaft betrieben, noch bevor der Großvater den Hof kaufte. „Die Zukunft steht in den Sternen. Aber irgendwie geht es schon weiter."
Bio aus der Region für die Region
Die Bio-Heumilch vom Hof der Familie Kraus wird in die benachbarte Molkerei der Genossenschaft Allgäu Milch Käse eG geliefert, wo sie zu Produkten wie Allgäuer Bio-Emmentaler weiterverarbeitet wird. Ein zweiter Abnehmer ist seit Anfang 2014 die Käsemanufaktur Allgäu GmbH von Peter Romer, ebenfalls in Kimratshofen an der gleichen Straße.