Bio-Hof Seitz

Biohof Seitz
Anton Seitz
Steinbacher Straße 45
87764 Legau
08330 911032
Sehen wo's herkommt
Mit einem Onkel und drei Umzügen zur Bio-Milch
Die Gemeinde Legau im Unterallgäu galt in früherer Zeit als Kornkammer der Fürstbischöflichen Residenz in Kempten. Die Landschaft rund um den Ort ist flach und leicht zu bewirtschaften. Heute dominiert hier die Milchwirtschaft. Wobei einige Wiesen und Weiden inzwischen zu Bio-Höfen gehören. Wie die 47 Hektar von Anton und Berta Seitz, deren Hofstelle eine der traditionsreichsten in Legau ist. Seit dem Jahr 1719 ist sie in direkter Linie in Familienbesitz. Zwischen 1875 und 1917 betrieben die Vorfahren am Hof sogar eine eigene Molkerei.
Anton Seitz setzt diese Tradition fort. Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung bei den Eltern machte er zuhause gleich voll mit und arbeitete zusätzlich in einer Zimmerei und auf dem Bau. Auch seine Frau kennt die Landwirtschaft von klein auf: Berta Seitz ist auf einem Bauernhof im unterfränkischen Bergrothenfels aufgewachsen. In dem Dorf bei Marktheidenfeld betrieb ihre Familie Ackerbau und Milchviehhaltung. Ihre Ausbildung in ländlicher Hauswirtschaft hat sie mit dem Meisterbrief abgeschlossen. Durch das Arbeitsverhältnis als Dorfhelferin kam sie ins Unterallgäu, wo sie im Laufe der Jahre ihre Liebe und Ehemann fand – und blieb.
Die Landwirtschaft soll – und wird – weiter laufen
Überhaupt Verwandtschaft! Die war beträchtlich beteiligt, als Berta und Anton Seitz ihren Hof ab 2004 für die Zukunft neu auf- und auf ökologische Landwirtschaft umstellen konnten: Ein Onkel, der ohne Kinder geblieben war, übereignete dem Ehepaar, das 1999 geheiratet hatte, seine Flächen: "Mit der Auflage, dass der Betrieb weiter läuft." Diese und eigene Wiesen an der Straße von Legau zur berühmten Wallfahrtskirche Maria Steinbach wurden beim Aussiedeln zusammengelegt. Die beiden alten Hofstellen im Ort, von den Eltern und vom Onkel, wären für den An- oder Umbau zu einem modernen Laufstall zu klein gewesen.
Im November 2005 zogen die Milchkühe der Seitzens um in den neu errichteten Freilaufstall. Er steht inmitten der auf rund 60 Tagwerk (knapp 20 Hektar) arrondierten Wiesen: "Es war wie ein Legauer Viehscheid", erinnert sich Berta Seitz an den Aufwand. Über zwei Kilometer musste die Zugstrecke zwischen altem und neuem Stall abgesperrt und eingezäunt werden, damit keines der Tiere auf Abwege geriet. Das Jungvieh steht noch im alten Stall im Dorf, soll aber in einigen Jahren nachkommen. Es wird der letzte von drei Umzügen: Denn zu Ostern 2014 war endlich auch das neue Wohnhaus des Aussiedlerhofes bezugsfertig für Berta, Anton und ihre drei Kinder. Der Wunsch des Onkels, die Landwirtschaft weiter zu führen, war dessen Herzensangelegenheit als Bauer. Und hatte zugleich einen ernsten Hintergrund: Denn die Flächen des Onkels weckten schon immer Begehrlichkeiten der Bebauung. Doch das Versprechen, das Seitz seinem Onkel gegeben hat, gilt. Und noch lange sollen die Wiesen die Tiere ernähren.
Schon mit sechs Wochen dürfen die Kälbchen ins Freie
"Wir sind immer schon ein Weidebetrieb, ich kann mich an nichts anderes erinnern", erzählt der Legauer. Die aktuell 60 Milchkühe – eine gemischte Herde aus den Rassen Rot-Bunt, Schwarz-Bunt, Braunvieh und deren Kreuzungen – grasen im Sommer durchweg auf der Weide. Dorthin können sie Tag und Nacht vom Freilaufstall wechseln, wenn der Boden nicht zu weich ist, weil es regnet. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge liegt in Legau bei immerhin 1200 Millilitern pro Quadratmeter. Auch die Kälber dürfen schon ab ihrer sechsten Lebenswoche im Sommer im Freien fressen. Und natürlich das Jungvieh – die "Schumpen", wie die weiblichen Rinder im Allgäu genannt werden, bevor sie ihr erstes Kälbchen bekommen.
Die Art der Beweidung richtet Anton Seitz nach Witterung und Pflanzenwachstum. Gedeihen die frischen Gräser und würzigen Kräuter gut, verbleiben die Tiere auf einer so genannten Standweide. Die wird so groß bemessen, dass die Kühe ausreichend Futter finden. Wächst weniger, werden sie von Weide zu Weide getrieben. Portionsweidehaltung lautet der Fachbegriff. Der Futtermix der Milchkühe besteht im Jahreskreis sommers aus frischem Grasschnitt und dem Weidefutter sowie Strukturfutter (Heu, Silage) nach Bedarf, im Winter aus Silage (das ist mittels Milchsäuregärung konserviertes Grünfutter) sowie aus Heu und Grascops (mittels Dampfdruck und Wärme getrocknetes Gras). Ergänzend – und neben den Cops möglichst als einzige Zukäufe – bekommen die Tiere Kraftfutter, etwa Getreideschrot, und gentechnikfreies Mineralfutter, beides aus ökologischer Produktion.
Garantiert ökologisch erzeugte Produkte
Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Biokreis-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Biokreis-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BY-003-56038-AD geführt wird.
Ökologisch produzieren – ein lange gehegter Traum wird wahr
Mit den Flächen des Onkels und der Fertigstellung des Freilaufstalles konnten die beiden Legauer Anfang 2006 ihren schon lang gehegten Traum in die Tat umsetzen: den Hof auf ökologische Landwirtschaft umzustellen. Zu jener Zeit war Anton Seitz schon über ein Jahrzehnt passives, förderndes Mitglied im Verband Bioland. Denn die Idee der Regionalvermarktung lag ihm am Herzen: "Bio-Produkte haben bei uns in der Gegend ihren Absatzmarkt. Als Bauer musst du für den Markt produzieren. Und ich habe für unsere Milch in 'Bio' einen Markt gesehen." Seit 2007 sind die Seitzens Mitglied im Verband Biokreis, „weil die Mehrheit der Umsteller damals dort auch dabei war".
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Öko-Umstellung war für das Ehepaar, "dass wir kein Vertrauen hatten in den chemisch-synthetischen Pflanzenschutz". Der fällt flach am Bio-Hof, stattdessen zählt Handarbeit: Die beiden sind "bestimmt vier Wochen aufs Jahr hochgerechnet unterwegs, um mit dem Spaten die Grottenstengel auszustechen". So heißt im Allgäu der Krause Ampfer. Dieses "Beikraut" schlägt bis zu drei Meter tiefe Wurzeln, breitet sich ohne Gegenmaßnahmen rasch aus und nimmt anderen Gräsern und Kräutern Platz weg.
Arbeitsreiche Jahre mit Hof, Kindern und Fleisch
Ökologisch orientiert ist auch die Energiewirtschaft des modernen Bio-Grünlandbetriebs der kurzen Wege. Auf dem Freilaufstall produziert eine Photovoltaikanlage Solarstrom. Und auf Maschinenhalle und Wohnhaus wäre noch Platz… Doch eins nach dem anderen! Denn die vergangenen Jahre waren für die beiden Legauer arbeitsreich. Angesichts von Hofausbau und Kindererziehung mussten Hobbies wie Motorradfahren oder Reisen zurückstehen. Als die drei Kinder im Kindergarten waren, bedeutete auch dies Zusatzarbeit: Regelmäßig schauten Gruppen von dort zu Hofbesichtigungen im Stall vorbei. Und der Freilaufstall wurde vor dem Einzug mit einem großen Hoffest eingeweiht, das viele Hundert Interessierte besuchten.
Außerdem engagiert sich Anton Seitz ehrenamtlich in der "Bauerngemeinschaft Illerwinkel (BGI)" als Schriftführer und Beirat. Dieser Zusammenschluss von aktuell über 60 Landwirten betreibt seit 1998 eine eigene Metzgerei samt Schlachtstätte, die Wurst- und Fleischwaren aus konventioneller Produktion selbst und regional vermarktet: "Die BGI ist damals aus der Not entstanden, weil die Legauer Freibank geschlossen wurde. Heute haben wir ein Unternehmen, das gut läuft", erklärt Seitz. Seinen Anteil dazu beizutragen, darauf ist er stolz. Ebenso wie auf alles, was Berta und er mit ihrem Bio-Milch-Bauernhof in den zurückliegenden Jahren erreicht haben.
Bio-Milch für regionale Käsespezialitäten
Die Bio-Milch, die Berta und Anton Seitz auf ihrem Bio-Hof produzieren, wird nach Kimratshofen an die Molkerei Allmikäs (Allgäu Milch Käse eG) geliefert. Dort entstehen daraus verschiedene Milchprodukte wie Sauerrahmbutter, Allgäuer Emmentaler und Bergkäse. Einen Teil der Milch liefert die Allmikäs auch an "Die Käsemanufaktur Allgäu" am selben Standort. Die Käsemanufaktur verarbeitet die Milch zu Bio-Käsespezialitäten in vielen Varianten.
Beide Käsereien vermarkten ihre Bio-Produkte direkt an den Handel, vor allem an Bio-Großhändler. Einen erheblichen Teil liefern sie zudem an die Feneberg Lebensmittel GmbH in Kempten. Feneberg führt die Käse und Milchprodukte unter dem Dach der regionalen Bio-Marke VonHier.