Bio-Hof Natterer

Bio-Hof Natterer
Leonhard Natterer
Kaltbronner Feldweg 2
87764 Legau

08330 1897

Sehen wo's herkommt

Ein moderner Biomilch-Hof mit viel Geschichte(n)

Leonhard Natterer treibt im Unterallgäuer Legau einen Bauernhof um, dessen geschichtliche Wurzeln bis ins Jahr 1679 zurückreichen. Den Milchviehbetrieb übernahm er im Jahr 1986 von seinen Eltern. Im gleichen Jahr heiratete er seine Frau Marianne. Angesichts des Strukturwandels in der Landwirtschaft und der baulichen Gegebenheiten zeigte sich in den Folgejahren allerdings immer deutlicher, dass der Hof direkt im Ortskern nicht mehr wirtschaftlich zu führen war. Schließlich fällte das Ehepaar die Entscheidung, neu zu bauen, an den Ortsrand auszusiedeln und ab 2005 Bio-Milch zu produzieren.

Die damals 50 Milchkühe zogen im Winter 1991/92 um in einen neuen Offenlaufstall, den die Natterers bei ihren Wiesen am östlichen Dorfrand gebaut hatten. Die Bezeichnung des Stalls rührt her von der Bauweise mit offenen Seitenwänden. Das Frischluftklima drinnen entspricht stets den Bedingungen unter freiem Himmel. Probleme bereitete dies in all den Jahren nur einmal: "Im Winter 2012 hatten wir drei Wochen lang minus 20 Grad. Der Ostwind pfiff in den Stall und alles ist zusammengefroren", erinnert sich Leonhard Natterer. Er hatte jede Menge Arbeit, die Wasserleitungen frei zu halten, damit die Kühe trinken konnten. Die Tiere überstanden die Kälteperiode unbeschadet. Längst hatten sie sich ans Offenstallklima gewöhnt.

Die Tiere können sich aussuchen, wo sie sein wollen.

Dank eines großen Laufhofes am Stall und Auslauf auf einem Hektar Wiesenfläche direkt daneben können die Tiere das ganze Jahr Tag und Nacht selbst entscheiden, wo sie sich aufhalten wollen: "Es ist interessant zu beobachten, wann die Kühe rausgehen", erzählt Natterer. "Auch wenn es kalt ist, sind sie draußen, und da ist die Fläche direkt am Stall viel wert. Nur, wenn das Wetter richtig scheußlich ist, kommen sie rein – oder bei 30 Grad im Sommer". Dann schätzen die Tiere den Schatten unterm Dach.

Das Stallgebäude war weitsichtig und auf Zuwachs geplant. Da am Aussiedlerhof zunächst noch eine Maschinenhalle fehlte, musste ein Teil des Stalles als Lager für Heu und Gerätschaften herhalten. Als die Maschinenhalle fertig war, bekamen die Tiere deshalb noch viel mehr Platz: eigens abgetrennte Bereiche für die Kälber und großzügige 80 Liegeplätze für die mittlerweile 65 Milchkühe und die "Schumpen", wie im Allgäu das Jungvieh genannt wird. "Die Tiere können sich aussuchen, wo sie liegen wollen", freut sich der Bio-Landwirt.

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Der Weg zu Bio wurde konsequent beschritten.

Die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft war der nächste große Schritt, den Marianne und Leonhard Natterer gemeinsam angingen. Viele Jahre schon nahmen sie mit ihrem Hof am so genannten "Kulturlandschaftspflege-Programm" (Kulap) teil. Hierbei verpflichten sich die Bauern freiwillig, auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel zu verzichten. "Wir hatten einfach die Einstellung, dass es auch ohne geht", sagt Natterer. Dank Kulap war der Hof in eineinhalb Jahren zum Bio-Milchviehbetrieb umgestellt.

"Alle großen und wichtigen Entscheidungen haben wir gemeinsam getroffen", erinnert sich Leonhard Natterer. Bei seinen Worten schwingt viel Wehmut mit, denn 2013 starb Marianne völlig unerwartet. Eine Erkrankung, die sie längst überwunden geglaubt hatte, kehrte zurück. Deren erstes Auftreten war schon mit ausschlaggebend gewesen, auf Bio umzustellen. Und außerdem dafür, dass die Eheleute ihr neues Wohnhaus am Aussiedlerhof zur Gänze nach ökologischen Gesichtspunkten gebaut hatten. "Ab da haben wir den Weg zu Bio konsequent durchgezogen", blickt Leonhard Natterer zurück im Bewusstsein, dass der Weg auch durch ein tiefes Tal der Trauer führte und von vielen Fragen nach dem Sinn der menschlichen Existenz begleitet war. Er blieb der ökologischen Wirtschaftsweise treu.

Garantiert ökologisch erzeugte Produkte

Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch Bio-Hof Natterer mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Biokreis-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der Bio-Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BY-003-56000-AD geführt wird.

Futter von der eigenen Wiese und ein Acker zum Ausprobieren

Selbstverständlich auch beim Tierfutter, das Leonhard Natterer "in einem normalen Jahr" komplett auf den eigenen Flächen erzeugen kann. Ein Drittel der Wiesen nutzt er vom Frühjahr bis spät in den Herbst als Weidefläche. Zwei Drittel sind Mähwiesen, von denen er den Grasschnitt entweder direkt verfüttert oder in Silos einlagert. Beim Einlagern wird das Grünfutter mithilfe der Milchsäuregärung konserviert. In einem Mischwagen vermengt der Landwirt diese Silage später mit Dürrfutter (mit Heu, wie der erste getrocknete Grasschnitt eines Jahres heißt, und mit Grummet, den folgenden getrockneten Schnitten) zu einem nahrhaften und vitaminreichen Futtermix.

Unmittelbar angrenzend an seine Wiesen konnte Leonhard Natterer im Jahr 2009 weitere sechs Hektar Ackerfläche dazu pachten, die er ebenfalls auf "Bio" umstellte. Zu dieser Zeit bereitete Sohn Dominic seine Prüfung zum Landwirtschaftsmeister vor. Bestärkt von einem Berater des Verbandes "Biokreis", bei dem der Nattererhof Mitglied ist, probierten Vater und Sohn aus, ob sie auf dem Acker Futter selbst erzeugen können, das den Grün- und Dörrfuttermix ergänzt: Mais, Futterklee und eine Erbsen-Getreide-Mischung, die siliert werden kann. Ganzpflanzensilage (GPS) lautet dafür der Fachterminus.

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Vater und Sohn schauen, dass er Laden läuft

Auf den Flächen habe man die schöne Möglichkeit, mit Bio-Ackerbau zu experimentieren und Fragen nachzugehen wie: „Funktioniert die Drei-Felder-Wirtschaft mit drei Futter-Fruchtfolgen im Jahr? Reicht unsere Gülle zur Düngung des Grünlandes, wenn wir auch Ackerflächen düngen müssen?“ Die ersten Erfahrungen mit dem Bio-Ackerbau konnte Sohn Dominic als Arbeitsprojekt in seine Meisterausbildung einbringen. Der Vater ist inzwischen überzeugt, "dass wir langfristig Ackerbau betreiben".

Umso mehr, als sich abzeichnet, dass Dominic mit in den Hof hineinwächst. Nach der 2013 erfolgreich bestandenen Meisterprüfung stellte ihn sein Vater ein. Für die Zukunft ist angedacht, den Hof als GbR gemeinsam zu führen, die Arbeit auf zwei Schultern zu verteilen: "Damit das Schaffen nur ein Teil vom Leben ist". Denn der Bio-Hof in Legau ist inzwischen so aufgestellt, "dass wir nicht ständig Maschinen bedienen müssen und sich die Tiere auch mal selbstständig versorgen können", sagt Leonhard Natterer. Das heißt, er hat die Freiheit, auch seinen Hobbies nachzugehen – Urlaub machen, in den Bergen wandern, Motorrad und Fahrrad fahren: "Wenn ein junger Landwirt sieht, dass auch das möglich ist, bekommt ein Bio-Hof wieder einen ganz besonderen Reiz."

Bio-Milch für regionale Käsespezialitäten "mit Gesicht"

Die Bio-Milch vom Natterer-Hof wird nach Kimratshofen an die Molkerei Allmikäs (Allgäu Milch Käse eG) geliefert. Dort entstehen daraus verschiedene Milchprodukte wie Sauerrahmbutter, Allgäuer Emmentaler und Bergkäse. Einen Teil der Milch liefert die Allmikäs auch an "Die Käsemanufaktur Allgäu" am selben Standort. Die Käsemanufaktur verarbeitet die Milch zu Bio-Käsespezialitäten in vielen Varianten.

Beide Käsereien vermarkten ihre Bio-Produkte direkt an den Handel, vor allem an Bio-Großhändler. Einen erheblichen Teil liefern sie zudem an die Feneberg Lebensmittel GmbH in Kempten. Feneberg führt die Käse und Milchprodukte unter dem Dach der regionalen Bio-Marke VonHier.