Bio-Hof Haggenmüller

Bio-Hof Haggenmüller
Konrad Haggenmüller
Bremberg 16
87439 Kempten
08370 513
Sehen wo's herkommt
Seit drei Jahrzehnten geht die Heumilch-Rechnung auf
Der Gründlandhof, auf dem Franziska und Franz Haggenmüller Bio-Heumilch produzieren, ist nicht leicht zu finden. Er liegt am Ende einer Sackgasse im ansteigenden Hügelland über dem Illertal westlich von Kempten in einer Gegend, wo selbst Landkarte und "Navi" versagen. Doch in den Zeiten, als der Hof entstand, war das auch nicht wichtig. Was damals wie heute zählt, ist ein kleiner Betrieb, der eine Familie solide und zufrieden stellend ernähren kann. Und das über die Jahrhunderte.
Zur Geschichte ihres elterlichen Hofes hat Franziska Haggenmüller im örtlichen Pfarrei-Archiv schon nachgeforscht, als sie 1971 die landwirtschaftliche Lehre absolvierte. Zuvor hatte sie die Landwirtschaftsschule in Kempten besucht. Bei der Ahnenforschung stieß die junge Bäuerin vor bis ins Jahr 1773, seit dem der Hof im Besitz ihrer Familie ist. Eventuell reicht die Existenz der Hofstelle sogar bis ins 14. Jahrhundert. Eine Geschichte, die Franziska Haggenmüller mit Stolz erfüllt und die sie gerne fortschreibt.
Die schöne Rückkehr vom Bankschalter in den Stall
Auch Franz Haggenmüller stammt von einem Bauernhof. Nach drei Jahren an der landwirtschaftlichen Berufsschule in Kempten absolvierte er allerdings zusätzlich eine Lehre als Bankkaufmann und arbeitete zunächst in diesem Beruf, bevor er 1976 zu seinen bäuerlichen Wurzeln zurückkehrte: "In der Bank zu arbeiten war nicht mehr angenehm. Unter dem Druck, den Bankangestellte heute aushalten müssen, würde ich nicht stehen wollen. Spätestens seit der Bankenkrise weiß ich, dass mein Schritt damals richtig war. Es war eine schöne Rückkehr in die Landwirtschaft."
Mit elf Hektar fing das Ehepaar bei der Hofübernahme im Jahr 1976 an, heute sind es 20. "Außen herum haben viele Bauern aufgehört, es hat sich viel geändert", sagt Franziska Haggenmüller im Rückblick.
Um ihrem Hof eine Zukunft zu geben, entschied sich das Paar 1995 zur Umstellung auf ökologische Landwirtschaft. "Dass das schon so lange her ist, kommt uns gar nicht so vor", gestehen die beiden Oberallgäuer augenzwinkernd. Schließlich vergeht die Zeit wie im Flug, wenn man einen Hof umtreibt und fünf Kinder groß zieht. Beim älteren Sohn zeichnet sich ab, dass er den Hof übernimmt. Mit dem Meisterbrief in der Tasche, arbeitet er derzeit als Techniker bei der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft. Nach Feierabend hilft er den Eltern: "Er ist relativ frei in der Zeitgestaltung. Und wir hoffen, dass es auch ihm noch möglich sein wird, den Hof im Haupterwerb zu bewirtschaften."
Beständigkeit im Wandel, Umstellung für die Zukunft
Obwohl das Ehepaar in den zurückliegenden Jahrzehnten "regelmäßig Neubauten und Renovierungen" am Bauernhaus vorgenommen hat, blieb der ursprüngliche Allgäuer Baustil nahezu erhalten: Wohnhaus und angrenzender Stall, Scheune mit Heulager im Wiederkehr. Solche originalen Grundrisse, Fassaden und Dachfluchten ohne An- oder Aufbauten sind nach dem Wandel in der Landwirtschaft und den technischen Modernisierungen selbst im Oberallgäu kaum noch zu finden. Und schon gar nicht angesichts der gestiegenen Anforderungen in der Tierhaltung, die auch auf dem "Biokreis"-Hof der Hagenmüllers umzusetzen waren.
Mit der Umstellung auf "Bio" konnten zwar die Trennvorrichtungen zwischen den Kühen im ehemaligen Anbindestall entfernt werden, ohne dass größere Umbauten nötig waren. Doch neben dem Hof war ein neuer Stadel zu bauen: Ein Freilaufstall für das Jungvieh, in dem viel Stroh in den so genannten Tiefstreu-Ruhezonen für jenen "Kuh-Komfort" sorgt, der in der Bio-Milchviehhaltung heute in aller Munde ist. Allerdings: "Stroh in Bio-Qualität zu bekommen wird immer schwieriger und teurer", umreißt Franz Haggenmüller ein aktuelles Problem vieler Öko-Höfe.
Die wertvolle Heumilch garantiert den Hof-Erfolg
Die durchschnittlich 25 bis 30 Milchkühe liefern wertvolle Heumilch, die aufgrund ihres hohen Anteils an Omega-3-Fettsäuren für die menschliche Ernährung essentiell wichtig sind, weil sie der Körper selbst nicht bilden kann. Außerdem ist nur Heumilch geeignet für die Herstellung besonderer Käsesorten wie etwa Allgäuer Emmentaler. Für Franz Haggenmüller die Existenzsicherung: "Ich weiß, dass wir mit der Bio-Heumilch sicheren Erfolg haben. Sie wird gebraucht für den Käse."
Seine Rinder bekommen nur Gras zu fressen, wenn sie zwischen Mai und November auf der Weide sind, oder im Sommer einmal im Stall stehen und dort gefüttert werden müssen, weil die Hitze draußen zu groß ist. Im Winter gibt es trockenes Heu. In relativ kleinen Mengen wird ökologisch erzeugtes Kraftfutter zugekauft.
Mit einem krisenfesten Produkt ist immer gut zu rechnen
Die Besonderheit der Heumilch sei von Anfang an "mit ein Anreiz" gewesen für die Umstellung auf ökologische Milchviehhaltung: "Die Vermarktungsschiene über die Molkerei war schon vorhanden. Wir mussten für 'Bio' nur das Tankfahrzeug wechseln." Die Haggenmüllers wollten sicher sein, dass ihre Milch auch abgenommen wird und nicht unter dem Druck stehen, "dass sie weg muss, egal zu welchem Preis, denn der Preis für Bio-Milch schwankt nicht so sehr."
Um sich selbst zu bestärken, "nach Versuchen, die wir in Richtung 'Bio' unternommen hatten und weil unser Schritt eigentlich nicht mehr groß war", suchten die Haggenmüllers den Kontakt zu Bauern, die schon länger umgestellt hatten. Etwa zu einem Bruder, der im Oberallgäu zu den ersten Bio-Milchbauern gehörte. Die Gespräche kreisten meist um wirtschaftliche Perspektiven des kleinen Hofes. Die zentrale Frage war: "Liegt unsere Zukunft im Teil- oder im Haupterwerb, weil wir uns flächenmäßig nicht vergrößern konnten." Bis heute geht die Kalkulation mit Bio auf. Schließlich hat Franz Haggenmüller als Bankkaufmann das Rechnen gelernt. Und mit Heumilch sind seine Frau und er mit einem krisensicheren Produkt am Markt.
Garantiert ökologisch erzeugte Produkte
Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Biokreis-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Biokreis-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BY-060-00817-A geführt wird.
Weitere Informationen:
Bio-Milch "mit Geischt"
Die Bio-Heumilch vom Haggenmüller-Hof wird nach Kimratshofen an die Molkerei der Genossenschaft Allgäu Milch Käse eG geliefert, wo die Heumilch unter anderem zu Produkten wie Allgäuer Bio-Emmentaler verarbeitet wird. Ein zweiter Abnehmer ist seit Anfang 2014 die Käsemanufaktur Allgäu GmbH von Peter Romer.