Bio-Hof Mayer

Bio-Hof Mayer
Monika und Franz Mayer
Fronhofen 1
87452 Altusried Krugzell
08370 8460
Sehen wo's herkommt
Bio-Milch für Spezialitäten und Engagement für Kollegen
Im Hügelland nordwestlich von Kempten liegen die Bauernhöfe wie aus einem riesigen Würfelbecher in die Landschaft geworfen. Vom einen zum andern gelangt man auf kleinen Straßen und Wirtschaftswegen. Zwischen den Wiesen und Wäldern liegt auch Fronhofen, ein kleiner Weiler südwestlich der Ortschaft Krugzell, an der Verbindungsstraße nach Wiggensbach.
Hier bewirtschaften Monika und Franz Meyer ihren Bio-Milchviehbetrieb, den sie 2006 auf ökologische Landwirtschaft umgestellt haben. Im Stall stehen 40 Milchkühe und etwa 25 Jungrinder. Vor der Hofübernahme im Jahr 1991 arbeiteten die Eltern noch als Emmentaler-Betrieb, auf dem die Kühe ausschließlich Gras und Heu zu fressen bekamen. Nur die so produziert Milch ist für eine Verarbeitung zu Emmentaler geeignet.
Für Arbeitserleichterungen und gegen die Wetter-Lotterie
Allerdings sind die jährlichen Niederschlagsmengen in den Hochlagen des Oberallgäuer Voralpenlandes beträchtlich, das Klima ist rau. Der Mayer-Hof liegt auf rund 720 Metern Meereshöhe. So glich es jahrein, jahraus einem Lotteriespiel, ausreichend Heu vom eigenen Land für den Winter einzufahren. "Nach der Hofübernahme haben wir als erstes ein Silo gebaut, das war eine deutliche Arbeitserleichterung", erzählt Monika Mayer. Die zweite Baumaßnahme im gleichen Jahr war ein neuer Freilaufstall.
Mit dem Silo ist die Futter-Vorratshaltung nicht mehr so sehr vom Wetter abhängig. Das frisch gemähte Gras wird nach dem "Sauerkraut-Prinzip" mit Hilfe der Milchsäuregärung konserviert. Zu dieser Silage füttern die Mayers im Winter Heu, Grascops und Kraftfutter dazu. Grascops sind getrocknete und gepresste Grünfutter-Pellets, die sie aus dem eigenen Mähgut in einer nahen Futtertrocknungsanlage produzieren lassen: "Ein wertvolles, hofeigenes Eiweißfuttermittel mit einem hohen Anteil gesunder Beta-Carotine", erklärt Franz Mayer. Im Sommer bekommen die Kühe frisches Gras auf der Weide und im Stall, dazu Heu und Kraftfutter. "Das ist im wesentlichen Getreide, das wir zukaufen – natürlich in Bioqualität. Das Kraftfutter macht den Speiseplan unserer Rinder komplett und garantiert gesunde Kühe mit guter Milchleistung, was wiederum für die Wirtschaftlichkeit unseres Betriebes entscheidend ist".
"Gentechnikfrei" ist seit Jahren das zentrale Thema
Das Thema Fütterung sei schwierig und komplex, unterstreicht Monika Mayer. Schon in Zeiten, als sie und ihr Mann den Hof noch konventionell bewirtschafteten, habe sie penibel darauf geachtet, dass ihre Kühe nur gentechnikfreies Futter bekamen, denn: „Mit unserer Entscheidung, gentechnikfreie Futtermittel zu kaufen, schaffen wir Nachfrage und ermöglichen damit GVO-freien Anbau!" Das Kürzel steht für "gentechnisch veränderte Organismen".
Futtermittel, die GVO enthalten, müssen in Deutschland gekennzeichnet sein. "Dadurch ist es relativ einfach möglich, Kühe gentechnikfrei zu füttern", sagt Monika Mayer. Allerdings sei es viel schwieriger, die so produzierte Milch auch als solche zu vermarkten bzw. für den Verbraucher erkennbar zu machen und damit auch die Mehrkosten zu erwirtschaften. "Milch, Fleisch und Eier sind nämlich nicht deklarierungspflichtig", erklärt sie.
Für den Milch-Trinker erkennbar, zertifiziert und kontrolliert
Im Umstellungsjahr 2006 konnte gentechnikfrei produzierte Milch noch nicht mit dem Bundessiegel „ohne Gentechnik“ ausgelobt werden. "Die Umstellung auf Bio war damals die einzige Möglichkeit, gentechnikfrei produzierte Milch dem Verbraucher erkennbar, zertifiziert und kontrolliert anzubieten", betont Monika Mayer. Die "Grüne Gentechnik", wie die künstliche Veränderung von pflanzlichem Erbgut auch genannt wird, brennt ihr daher, wie sie sagt, "bis heute unter den Nägeln, denn wir Bauern – egal ob Bio oder konventionell – brauchen sie nicht und unsere Konsumenten wollen sie nicht! Warum sollten wir dann nicht abschätzbare Risiken ohne Not in Kauf nehmen?"
Auf Vorträgen und Versammlungen sammelte die Allgäuerin Material über gentechnisch verändertes Futter und half mit, Informationsabende zu organisieren, um sich schließlich mit Kollegen dafür einzusetzen, dass die Bauern im Oberallgäu eine Selbstverzichtserklärung unterschreiben. Inzwischen hätten sich über 80 Prozent aller Landwirte freiwillig dazu verpflichtet, ihr Land gentechnikfrei zu bewirtschaften und ihre Tiere gentechnikfrei zu füttern: "Das ist ein Riesenerfolg und durch die schriftliche Selbstverpflichtung viel mehr als nur ein Lippenbekenntnis."
Das Engagement wird zum Ehrenamt
Das Engagement von Monika Mayer blieb nicht ohne Folgen: 2001 wurde sie in Krugzell zur Ortsbäuerin gewählt, seit 2011 ist sie die Kreisbäuerin des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Oberallgäu. Und in dieser Funktion eine treibende Kraft in der Initiative "Genial", die sich im gesamten Allgäu für ein Anbauverbot von gentechnisch veränderten Pflanzen einsetzt. Im Schulterschluss mit den Nachbarn im österreichischen Vorarlberg, wird "Genial" heute getragen von den Allgäuer Landkreisen und Kommunen, vom Bauernverband und anderen bäuerlichen Gruppierungen sowie den großen Bio-Verbänden.
Als BBV-Kreisbäuerin sei sie nun "bis ins letzte Kaff vernetzt", und Monika Mayer meint das rundum positiv. Sie könne viel bewegen, weil sie sehe, wo die Landwirte der Schuh drückt und wie gearbeitet wird – ganz gleich, ob ökologisch oder konventionell. Das ist ihr wichtig: "Ich wünsche mir ein Miteinander, mehr Pragmatismus, weniger Ideologie." Nur so könne Überzeugungsarbeit zu Erfolgen führen wie bei der Selbstverzichtserklärung.
Überzeugungsarbeit bei Landwirten und Verbrauchern
Auf die habe beispielsweise die gesamte Futtermittelwirtschaft reagiert: "In kürzester Zeit boten sämtliche Hersteller gentechnikfreies Futter an. Einige Molkereien sind ebenfalls angesprungen und erfassen die gentechnikfrei produzierte Milch extra. Die Bauern bekommen dafür einen Cent pro Liter mehr, ein großer Discounter bezahlt sogar zwei Cent mehr. Das war ein wichtiges Ergebnis der Arbeit aus der Bauernschaft heraus – von unten nach oben", sagt Monika Mayer.
Zugleich weiß Monika Mayer, dass sie die "grüne Gentechnik" noch lange beschäftigen wird: "Auch der politische Wille ist wichtig. Wie schon bei den Bio-Produkten sollte die Politik mit einer umfassenden Kennzeichnungspflicht die Möglichkeit schaffen, dass über Gentechnik mit dem Einkaufskorb abgestimmt werden kann. Ob unsere Höfe gentechnikfrei bleiben, entscheidet der Verbraucherwille", ist die Kreisbäuerin überzeugt. Darauf hofft sie, dafür engagiert sie sich.
Vom Jugendhaus auf die Alp
Bei all ihrem Einsatz und Engagement stammt Monika Mayer aus einer Familie, "die weit und breit nichts mit Landwirtschaft zu tun hatte". Einziger Berührungspunkt war ein Bauernhof in der Nachbarschaft des Elternhauses in Durach, einem Dorf vor den Toren von Kempten, wo sie aufgewachsen ist. Der Hof sei ihr "Lieblingsspielplatz" gewesen. Nach einer Ausbildung zur Erzieherin arbeitete Monika Mayer in einem Jugendhaus, doch die Kriminalität dort habe sie überfordert, gibt sie unumwunden zu.
Eine Neuorientierung stand an: Zwischen 1986 und 1988 arbeitete die angehende Landwirtin drei Sommer lang als "Hirtin" auf einer Alp in Graubünden in der Schweiz. Es folgten landwirtschaftliche Praktika, unter anderem für acht Monate auf einem Demeter-Bauernhof im Schwarzwald. Dann lernte sie ihren Franz kennen: "Mir hätte nichts Besseres passieren können!" 1990 wurde geheiratet, "seitdem machen wir den Hof hier in Fronhofen miteinander und ich finde meine Entscheidung, in die Landwirtschaft zu gehen, bis heute gut."
Lieber Realität als Ideologie
Umso mehr, als die tägliche Arbeit im Stall die Gedanken auch einmal ablenkt von aktuellen Themen, die Monika Mayer umtreiben: „Für mich ist es eine spannende Frage, wie es weiter geht mit Bio." Am Verbot der Anbindehaltung sei beispielsweise erkennbar, "dass gut gemeinte Tierhaltungsverordnungen fast immer in den von allen gewünschten kleinbäuerlichen Strukturen aufschlagen und dort zu erheblichen Verwerfungen führen bis hin zu Rückumstellungen, weil Bauern im Allgäuer Berggebiet oder in Innerortslagen eben nicht so leicht Laufställe bauen können". Damit der Ökolandbau Zukunft hat, sei es wichtig, "die Anforderungen an die Tierhaltung mit Augenmaß und praxisorientiert auszugestalten, um nicht das Kind mit dem Bade auszuleeren – Ideologie und Gutmenschentum wirken hier zerstörerisch“, ist die Kreisbäuerin überzeugt.
So fiel die Wahl der Mayers auf "Biokreis", als mit der Öko-Umstellung ihres Milchbauernhofes der Beitritt zu einem Verband anstand: "Der arbeitet etwas näher an der Realität. Außerdem gehören die Nachbarn in unserer Ecke auch dazu, wir fahren oft gemeinsam zum Stammtisch." Vernetzung will gepflegt sein.
Sorgsames Wirtschaften auf Wiesen, Weiden und im Wald
Die Umstellung sei "kein Riesenschritt" gewesen, da die Mayers mit ihrem Hof schon lange am "Kulturlandschaftspflege-Programm (Kulap)" teilnahmen. "Wir waren nicht weit weg von Bio, es ging nur noch darum zusammenzutragen, wieviel wir auf den Kopf stellen müssen", erinnert sich das Ehepaar. Viel war es nicht, die Umstellung dauerte sechs Monate, das Land war schon "bio-bereit", weil im Kulap synthetische Düngemittel nicht erlaubt sind. Herbizide können im Kulap zwar eingesetzt werden, die Mayers rückten dem Großen Ampfer aber schon lange mit dem Spaten zu Leibe. Das Ausstechen der "Grottenstengel", wie der Ampfer im Allgäu heißt, war also nichts Neues.
Mit ganz anderen Pflanzen beschäftigen sich Monika und Franz Mayer ebenfalls: Zweige von Weiden und Birken binden sie selbst zu Besenreis zusammen fürs Stallausfegen. Ein kleines Wäldchen mit diesen Bäumen gehört zu den drei Hektar "Steilwandwald", den sie bewirtschaften. Von dort beziehen sie auch das Brennholz für ihre Holzzentralheizung, die für Wärme und warmes Wasser am Hof sorgt, unterstützt von einer Solaranlage auf dem Stalldach.