Biobauernhof Hummel

Biobauernhof Hummel GbR
Hans-Peter und Valentin Hummel
Schwarzachen 2
87487 Wiggensbach
08378 1397
Sehen wo's herkommt
Fast wie aus dem Bilderbuch
Auf Bio-Bauernhöfen ticken die Uhren oft anders: Sie sind getaktet von Genügsamkeit und Bescheidenheit, von Gemütlichkeit und Zufriedenheit. Ein Musterbeispiel ist der Hof von Andrea und Hans-Peter Hummel bei Buchenberg im Oberallgäu. Das Gespür der Hausherrin für eine gemütliche Einrichtung und Gestaltung ihres Heims mit liebevollen Accessoires zieht sich durch den Hausflur bis in die Küche.
An der Wand hinterm Esstisch hängt eine gerahmte alte Schwarz-Weiß-Fotografie. Sie zeigt den Hummel-Hof im Jahr 1928. Damals hatte Großvater Hummel das Bauernhaus gekauft: Nach heutigen Dimensionen unvorstellbar, wie das kleine Anwesen in typisch Allgäuer Bauart einer Familie ihr Auskommen sicherte. Bescheidenheit wohl schon damals. Doch es reichte aus, denn bis heute wird hier Milchwirtschaft betrieben. Und schon seit 1994 nach den ökologischen Richtlinien des Verbandes „Biokreis“.
Emmentaler-Milch aus dem ersten Laufstall der Gegend
„Wir waren die ersten hier in der Gegend, die einen großen Laufstall gebaut haben, obwohl viele in der Nachbarschaft das damals noch skeptisch gesehen haben“, erinnert sich Andrea Hummel an die Zeit, als sie mit ihrem Mann „Neuland“ betrat. 1991 hatten sie den Hof von seinen Eltern übernommen, auf dem heute 30 Milchkühe Heumilch geben. Das bedeutet, die Rinder bekommen nur Grünfutter und Heu zu fressen, und das stammt ausschließlich von den eigenen Wiesen.
„Klar kann man sagen, unser Hof ist so etwas wie eine Insel der Glückseeligen“, urteilt Andrea Hummel über die Art und Weise, wie sie und ihr Mann die Landwirtschaft in traditioneller Allgäuer Art betreiben. „Aber wir sind gegen Silo-Futter. Wir liefern eisern unsere Heumilch, und die wird heute ökologisch produziert. Man muss zwar schauen, dass man hinkommt, aber es geht“. Bei diesen Worten klingt die Bäuerin rundum zufrieden.
Heu aus der Tenne für eine Herde mit Hörnern
Auch Sohn Valentin, der den Hof dereinst übernehmen wird, stimmt zu: „In meiner Ausbildung an der Landwirtschaftsschule war alles voll auf Leistung ausgerichtet. Jeder hat gesagt: ‚Mach‘ Silage‘. Aber mir gibt es viel mehr, wenn ich im Winter in die Tenne gehe und das Heu hole.“ Weil es im nahen Kimratshofen eine Molkerei eigens für Emmentaler-Milch gibt und außerdem seit Anfang 2014 eine „Käsemanufaktur“ für Heumilch, sieht die Familie „gute Chancen“ für ihren weiteren Weg.
„Glücklich“ sind auf dem Hummel-Hof auch die Milchkühe und die Nachzucht. Sie dürfen ihre Hörner inzwischen wieder behalten. Zwar sind „manche frech, weil sie wissen, dass sie Hörner haben und andere übertrumpfen wollen, aber diese Rangkämpfe gibt es genauso in hornlosen Herden“, sagt Valentin. Er ist überzeugt: „Man muss an die Kühe einfach anders hingehen, dann passiert auch nichts.“
Der Skepsis folgt das Wissen, richtig zu handeln
Die Eltern betrieben den Hof zuvor konventionell. „Unsere Umstellung auf Bio hat der Schwiegervater mit sehr viel Skepsis begleitet“, erzählt Andrea Hummel. Denn damit sich die Umstellung auf Ökologie betriebswirtschaftlich rechnen konnte, mussten der Viehbestand seinerzeit aufgestockt und Flächen dazu gepachtet werden.
Im Rückblick fiel diese Entscheidung noch rechtzeitig: „Mittlerweile hätten wir keine Chance mehr, an neue Flächen zu kommen. Die Grundpreise gehen hier enorm nach oben“, beobachtet Andrea Hummel. Sie führt das auch auf die Biogas-Anlagen zurück, die im Allgäu in den zurückliegenden Jahren vielerorts gebaut wurden. Eine Entwicklung, die sie kritisch sieht: „Da wird viel kaputt gemacht. Es hat mit ‚Bio‘ nicht mehr viel zu tun, wenn bis zu 50 Kilometer umher gefahren wird, um die Anlagen zu füllen. Als das Biogas noch ausschließlich mit Gülle erzeugt wurde, hat uns das gut gefallen. Aber heute wird Mais reingehauen, wo es nur geht, der doch eigentlich zum Verfüttern angebaut werden sollte.“ Ihren Beitrag zur ökologischen Energiegewinnung leistet die Familie mit einer 60-Kilowatt-Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und mit Wärmerückgewinnung aus dem Stall.
Garantiert ökologisch erzeugte Produkte
Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Bio-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Biokreis-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BY-060-00089-AD geführt wird.
Ein wenig Träumerei ist erlaubt
Bis der Hof vollständig ökologisch bewirtschaftet werden konnte, war eine Umstellungszeit von zwei Jahren nötig, unter anderem wegen des früheren Einsatzes von synthetischen Düngemitteln. Zusätzlich zum Laufstall entstand eine neue Maschinenhalle, 30 Meter südlich des Bauernhauses. Sie steht auf einer Anhöhe, von der das herrliche Allgäuer Alpenpanorama zu sehen ist. Ein Standort, der Andrea Hummel zum Träumen bringt: „Hätten unsere Vorfahren doch lieber hier oben ein neues Wohnhaus gebaut, statt den kleinen alten Hof Stück um Stück zu vergrößern…“
Wer sich seinen Traum erfüllt hat, ist dagegen Hans-Peter Hummel: 2011 baute er einen Hühnerstall, in dem 150 Hennen leben und Bio-Eier legen. „Mein Mann wollte gescheite Eier auf dem Frühstückstisch“, erzählt die Hofherrin und ergänzt: „Unser Verband hat gesagt, Bio-Eier sind gefragt. Wir haben uns über Direktvermarktung informiert, wollten die Hühnerhaltung aber nicht so groß. Es ist ein Hobby, eine Liebhaberei, und eigentlich ist nichts daran verdient, weil das Futter genauso viel kostet, wie wir einnehmen. Aber wir wissen, wo unser Frühstücksei herkommt.“
Aus dem Amtsgericht in den Stall – der Liebe wegen
So geht Allgäuer Zufriedenheit, die Andrea Hummel bewusst gewählt hat, als sie 1987 nach Buchenberg heiratete. Zuvor war sie Rechtsanwaltsgehilfin am Amtsgericht in Sonthofen. „Dann habe ich meinen Mann kennengelernt und bin auf seinen Hof gezogen. Ich möcht’s nicht anders. Ich arbeite voll im Stall mit und mache das auch gerne.“
Bei einer der beiden Töchter haben sich die bäuerlichen und technischen Gene gekreuzt: Sie verkauft Traktoren – in eben jener „Biogas-Gegend“ um Memmingen, wo das Allgäu fast flach ist, und die Andrea Hummel kritisch betrachtet: „Verglichen mit dort sind wir hier ein Kleinstbetrieb. 100 bis 200 Kühe in einem Stall sind da ganz normal. Und es gibt sogar die so genannten Vorzeigebetriebe mit 1.000 bis 1.600 Kühen. Aber auf so einem Hof wollte ich nicht leben“, beteuert die Buchenbergerin. „Du gehst anders mit den Kühen um, wohingegen bei uns jede noch ihren Namen hat…“ Den Satz lässt sie offen ausklingen. Er unterstreicht zum Abschluss nur noch einmal die Genügsamkeit auf dem kleinen Bio-Bauernhof im Oberallgäu.
Bio aus der Reguon für die Region
Die Bio-Milch vom Hummel-Hof wird nach Kimratshofen an die Molkerei der Genossenschaft Allgäu Milch Käse eG und seit Anfang 2014 außerdem an die Käsemanufaktur Allgäu von Peter Romer geliefert, wo die Heumilch zu Produkten wie Allgäuer Bio-Emmentaler weiterverarbeitet wird.