Bioland-Hof Schmid

Bioland-Hof Schmid
Josef und Konrad Schmid
Buchen 5
87452 Altusried
Sehen wo's herkommt
Die Bio-Pioniere an der Illerschleife
Über ökologische Landwirtschaft können Josef Schmid und sein Sohn Konrad jede Menge erzählen: Der Junior, weil er seit seiner Geburt 1976 nichts anderes kennt: "Ich bin mit Bio aufgewachsen." Und der Senior, Jahrgang 1948, weil er ab Mitte der 1970er-Jahre zu den ersten Bauern in Altusried und im gesamten Oberallgäu gehörte, die auf ihren Wiesen auf synthetische Dünger und chemische Spritzmittel zur Unkrautbekämpfung verzichteten. Seine Nachbarn und er formten eine der Keimzellen vom Verband "Bioland", dem der Hof seit 1986 angehört und den Vater und Sohn heute gemeinsam als GbR führen.
Mit maximal 35 Milchkühen produziert der Emmentaler-Betrieb im Weiler Buchen eine besondere Milch: "Heumilch ist die höchste Qualitätsstufe", weiß Konrad Schmid. "Sie ist für eine Molkerei perfekt, weil man mit Emmentaler-Milch alles machen kann." Davon profitiert das Milchwerk im nahen Kimratshofen, wo Schmids Heumilch zu Spezialitäten wie Allgäuer Emmentaler oder Heumilchkäse verarbeitet wird. Auf dem Speiseplan ist die Heumilch sehr wichtig wegen ihres hohen Anteils an Omega-3-Fettsäuren, die der menschliche Körper selbst nicht bilden kann. Und die Kühe werden "silagefrei" gefüttert, das heißt, sie bekommen nur unbehandeltes Rohfutter zu fressen: Heu und Gras.
Die Nachbarn in der legendären "Heinle-Ecke"
Mit der Umstellung auf eine ökologische Wirtschaftsweise begann Josef Schmid schon 1975, als er den Einödhof von seinen Eltern übernahm. In Familienbesitz ist das Anwesen unweit der Illerschleife nördlich von Kempten seit 1938. Der Großvater hatte es gekauft mit "zwölf Tagwerk", was etwa vier Hektar entspricht. Heute erstreckt sich die landwirtschaftliche Nutzfläche auf 33 Hektar und liegt in der landläufig "Heinle-Ecke" genannten Gegend im Norden von Altusried. Namensgebend war der Bio-Pionier Ludwig Heinle, der hier ab 1974 auf seinem Milchbauernhof vieles ausprobierte, was damals als revolutionär galt, gar als Spinnerei diskreditiert wurde, heute im Bio-Bereich aber Standard ist.
Einer der ersten Nachbarn, die sich Heinles Bio-Beispiel anschlossen, war Josef Schmid. Auch er erkannte die Grenzen einer immer weiter intensivierten Landwirtschaft: "Es war die Vollgaszeit in den 1960er-Jahren: Alle Milch, die von Bauern geliefert werden konnte, wurde abgeholt. Von jeder geschlachteten Kuh wurde das Fleisch vermarktet. Aber Ende der 1970er-Jahre ging gar nichts mehr. Die landwirtschaftliche Produktion mit dem Einsatz von Kraftfutter und synthetischen Düngemitteln war restlos ausgereizt", erinnert er sich.
Freischaffende Künstler organisieren sich selbst
Das Umdenken sei für die Altusrieder Bauern eine spannende Zeit gewesen: "Bio-Verbände und Richtlinien gab es noch nicht, Vorschriften hat man sich selbst gemacht. Wir fühlten uns wie freischaffende Künstler und hatten allenfalls Pioniere, an denen wir uns orientiert haben." Trotz teils massiver Anfeindungen kamen immer mehr Landwirte zu Vorträgen von Ludwig Heinle, in seinen Stall und die seiner Nachbarn, um sich von den offensichtlichen Bio-Erfolgen zu überzeugen.
"Die Düngung hatte für uns oberste Priorität", sagt Josef Schmid, erste Maßnahme war, dass nur noch durchlüftete Gülle und möglichst frischer Mist auf die Wiesen kam. Dahinter steckte die Überzeugung, dass natürliche Zerfallsprozesse, die langsam ablaufen, das "Bodenleben" fördern, wohingegen abgestandener, gar faulender oder in zu großen Mengen ausgebrachter Dung die Böden vergiftet. Wenig später verbannten die Altusrieder Öko-Pioniere Kraftfutter zur Steigerung des Milchertrags und die so genannten Milchaustauscher bei der Kälberfütterung aus ihren Ställen. Seither wird auf Emmentaler-Höfen wie jenem der Schmids ausschließlich Gras, Heu und Grummet vom eigenen Land verfüttert.
"Auslaufmodell" 16-Stunden-Tag
Für Junior Konrad Schmied ist "jeder Euro für zugekauftes Futtermittel rausgeschmissenes Geld, weil es die landwirtschaftliche Produktion viel zu teuer macht". Das Verhältnis zwischen Bedarf und Ertrag eines Hofes sollte sich die Waage halten, betont der dreifache Familienvater – auch mit Blick auf die eigene Zukunft: "In Österreich lautet die Devise inzwischen wieder: Viele Bauern, wenig Vieh. In Deutschland denkt man leider immer noch umgekehrt. Dabei kenne ich viele Großbetriebe, auf die die nachfolgende Generation keinen Bock mehr hatte: Regelmäßiger 16-Stunden-Tag? Nein danke! Die haben einfach aufgehört."
Die persönliche Konsequenz ist für Konrad Schmid die Absage an ein "Größer und Mehr". In knappen Sätzen: "Mit viel Vieh im Stall habe ich viel Risiko. Stress für Mensch und Tier. Es ist beängstigend, wie die chemischen Spritzmittel unser Grundwasser belasten. So geht's nicht mehr lange weiter. Zukunft hat nach meiner Überzeugung nur die ökologische Landwirtschaft. Wenn jeder ein bisschen was hat, dann kann er immer noch etwas abgeben."
Das ganze Jahr hindurch Auslauf dank Laufhof
Diese Philosophie schlägt sich allgemein nieder in einer Faustregel der Bio-Milcherzeugung, dass pro Kuh jeweils ein Hektar Nutzfläche bewirtschaftet wird. Im Fachjargon wird dieses Verhältnis "Großvieheinheit" genannt. Arbeitet ein kleiner Hof mit weniger als 35 Milchkühen, dürfen sie auch in einem Anbindestall gehalten werden. "Kleinstbetriebsregelung" heißt diese Ausnahme. Vorgeschrieben ist dabei allerdings ein Laufhof, auf dem sich die Rinder frei bewegen können. Auch hier waren die Schmids Pioniere: "Einen solchen Laufhof haben wir schon gebaut, als die meisten noch gar nicht wussten, was das ist", erzählt der Senior und Sohn Konrad ergänzt: "Das ist die billigste Variante, um auf Bio umzustellen – aber kein Stall kann die Weide ersetzen."
Deshalb grasen die Milchkühe der Schmids von April bis November täglich zehn Stunden auf den Weiden rund um den Hof. Im Winter sind nach der oben erwähnten Kleinstbetriebsregelung zwei Tage Auslauf pro Woche im Laufhof vorgeschrieben: "Aber wir lassen unsere Kühe so oft wie möglich raus. Auch wenn der Winterbetrieb bei uns hier im Allgäu zwischen 150 und 170 Tage lang dauert, sind unsere Tiere im Schnitt bestimmt keine zehn Tage im Stall", überschlägt Josef Schmid.
Die Vermarktung im Wandel der Zeiten – immer noch
Als der Hof in Buchen 1986 "formell ordentliches Bioland-Mitglied" wurde, war ein Problem, dass die Milch zwar nach offiziellen Verbands-Richtlinien ökologisch produziert wurde. Doch es gab keine Abnehmer. Trotz höherer Kosten bei der Produktion bekamen die Bio-Bauern nach wie vor nur den Preis für konventionelle Milch. Im Jahr 1988 konnten die Landwirte in der "Heinle-Ecke" und weitere Kollegen, zwölf an der Zahl, schließlich erreichen, dass ihre Genossenschaftsmolkerei eine eigene Schiene für die Verarbeitung von Bio-Produkten aufbaute.
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen macht sich Josef Schmid bis heute Gedanken zur Vermarktung. Der Erfolg von Bio-Produkten sei für jeden sichtbar, der im Supermarkt vor einem Bio-Regal steht: "Das ist immer als erstes leer. Und vielleicht gibt es in 20 Jahren nur noch Bio-Lebensmittel und alles andere ist Beiwerk." Hofläden und Direktvermarkter hätten hier "wichtige Pionierarbeit geleistet", betont Schmid, "doch wir dürfen nicht jammern, wenn es heute weniger werden." Ohne den Lebensmitteleinzelhandel könnten die Bio-Bauern den Markt nicht mehr mit den notwendigen Mengen beliefern. "Ich sehe das positiv! Es ist nicht möglich, dass sich jedes Wochenende 2000 Städter mit dem Auto aufmachen, um auf dem Land beim Bio-Bauern einzukaufen."
Wer Lust hat, macht viel – oder auch nicht
In all den Jahren ökologischer Pionier-Arbeit sei für ihn das Wichtigste gewesen, "dass man hinter dem steht, was man macht", resümiert Josef Schmid. "Nicht, weil es der Nachbar macht oder weil vielleicht ein guter Preis zu erzielen ist." Sohn Konrad stimmt zu: "Wir fahren auf unserem Hof auf der Schiene, je kleiner, desto flexibler, wobei man fast sagen könnte, wir arbeiten autark."
Die viereinhalb Hektar Wald, aus dem der Eigenbedarf an Bauholz und Scheitholz für die Heizung gedeckt wird, sind dabei ebenso ein Faktor wie – rechnerisch – die Photovoltaikanlage auf der Maschinenhalle. Deren Stromertrag übersteigt den eigenen Verbrauch. "Klar, wir fahren noch mit Diesel und könnten auf Biogas umrüsten", sagt Konrad Schmid, schränkt jedoch schmunzelnd ein: "Man kann das aber auch sein lassen." Der Vater nickt: "Man kann auf einem Hof immer viel machen – wenn man Lust hat." Irgendwann ist es aber einfach auch mal genug.
Garantiert ökologisch erzeugte Produkte
Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Bioland-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Bioland-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BY-006-40783-A geführt wird.
Weitere Informationen:
Bio-Milch "mit Gesicht"
Die Heumilch, die Konrad und Josef Schmid auf ihrem Bioland-Hof produzieren, wird nach Kimratshofen an die Molkerei der Genossenschaft Allgäu Milch Käse eG geliefert, wo sie zu Produkten wie Allgäuer Bio-Emmentaler weiterverarbeitet wird. Ein zweiter Abnehmer ist seit Anfang 2014 auch die Käsemanufaktur Allgäu von Peter Romer, die ebenfalls Heumilch-Käsespezialitäten herstellt.