Demeter-Hof Kaindl

Demeter-Hof Kaindl
Friederike und Georg Kaindl
Ammerseestraße 43
86940 Schwifting

Sehen wo's herkommt

Milchwirtschaft im Einklang von Mensch, Tier und Natur

Schwifting ist die kleinste selbstständige Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Landsberg. Das gut 900 Einwohner zählende Dorf liegt auf 630 Metern Meereshöhe östlich des Lechs. Die Endmoränenlandschaft wurde geprägt von der letzten Eiszeit, die Böden sind gemischt: mal mit viel Kies durchsetzt, mal von Lehm durchzogen, hier mager, dort humusreich. Auch das Klima ist rau, die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei durchschnittlich 1000 Millimetern. Um hier ökologische Landwirtschaft zu betreiben, braucht es viel Enthusiasmus und Liebe zum Beruf.

Petra und Karl-Heinz Kaindl bewirtschaften ihren Milchviehbetrieb in Schwifting schon seit 1983 nach ökologischen Richtlinien. Zunächst „Naturland“-Betrieb, arbeiten sie heute nach den noch strengeren Vorgaben des Öko-Anbauverbandes „Demeter“. Im Zentrum ihrer Wirtschaftsweise steht die Einheit, das Verbundensein von Mensch, Tier, Boden, Landschaft und Kosmos: „Wenn wir uns damit auseinandersetzen, über unsere Felder gehen, ans Große und Ganze denken, dann sind wir überzeugt davon, dass alles, was wir tun, positive Auswirkungen hat.“

Die Hofphilosophie ist der geschlossene Kreislauf

Diese Überzeugung spielte schon eine Rolle, als sie auf „Bio“ umstellten – als einer der ersten Höfe im Landkreis Landsberg überhaupt. Und sie entwickelte sich über die Jahre zur Hofphilosophie, die Bio-Milch in einem geschlossenen Kreislauf zu produzieren. Das heißt: Die Kaindls erzeugen alles Tierfutter selbst auf ihren Wiesen und Äckern, für die der Dünger wiederum nur aus den eigenen Ställen kommt. Und: Mit einer ausgewogenen Fütterung und möglichst viel Freiraum bei der Haltung steht das Tierwohl stets im Mittelpunkt. Die Demeter-Bauern hätten in diesem Bereich seit über 50 Jahren Pionierarbeit geleistet, sagt Karl-Heinz Kaindl: Dabei seien im Stallbau, in der Tierhaltung oder bei der Gestaltung der Auslaufmöglichkeiten Standards entwickelt worden, an denen sich heute alle anderen Landwirte orientierten.

Die durchschnittlich 46 Milchkühe und die Jungtiere der Kaindls leben in einem großen Laufstall, in dem sie sich frei bewegen oder in einer der abgetrennten Liegebuchten ruhen und wiederkäuen. Wenn sie nicht gerade über ausgedehnte Wiesen ziehen. Denn der sommerliche Weidegang wird auf dem Kaindl-Hof praktiziert, seit Kaindls Vater 1962 mit der Hofstelle aus Schwifting ausgesiedelt war. Von ihm übernommen wurde auch das Einstreuen des Stalles mit Stroh zur Mistproduktion; getreu dem launigen Sinnspruch: „Wo Mist us, da Christus!“ So habe der Vater oft gescherzt. „Das hat uns immer gefallen“, erzählt das Ehepaar.

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Fruchtbare Vielfalt dank Weidegang und Handarbeit

Auf die Weide dürfen die Rinder bei Tag und bei Nacht – solange es die Temperaturen im Herbst erlauben, und sobald im Frühjahr das erste Grünfutter wächst. „Mit einem frühen Weidestart haben wir außerdem kaum Ampfer-Probleme“, erklärt Karl-Heinz Kaindl einen Aspekt der Beweidung, der das Pflanzenwachstum nach seiner Überzeugung positiv beeinflusst. Würde nur gemäht, könnte sich der Ampfer ohne weitere Gegenmaßnahmen rasch ausbreiten, Gräsern und Kräutern würde Raum und Licht genommen. Durchs die Weidehaltung mache sich der Ampfer nicht so leicht breit.

Im Allgemeinen stechen die Bio-Bauern die langen und tiefen Wurzeln des Ampfers in mühsamer Handarbeit mit dem Spaten aus. In der konventionellen Landwirtschaft wird gespritzt. Doch als Demeter-Bauern verzichten die Kaindls selbstverständlich auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel. Bei 80 bewirtschafteten Hektar Land – 50 Hektar Grünland und 30 Hektar Acker – eine Herausforderung und deutlich mehr Arbeitsaufwand. Die Bestätigung, damit richtig zu liegen, sei die gute Fruchtbarkeit und Durchwurzelung der Böden oder die große Anzahl an Regenwürmern, sagt Petra Kaindl. Eine Jungviehweide habe eine solch große Artenvielfalt bei Blumen und Kräutern entwickelt, dass sie 2013 mit einem siebten Platz bei der Oberbayerischen Wiesenmeisterschaft prämiert wurde.

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„Landwirte kommen nicht nur mit dem Güllefass um die Ecke“

Nicht nur auf den Wiesen und Weiden setzt die Familie Kaindl auf Artenvielfalt. Auch auf den Äckern ist von Monokultur nichts zu sehen: Mischanbau heißt das Zauberwort. So werden zum Beispiel Winterroggen und Wintererbsen gemeinsam angebaut und im darauf folgenden Jahr gedroschen. Neben Heu und Gras, das die Rinder frisch oder als Silage fressen, kultivieren die Oberbayern außerdem Ackerbohn, die Winter- und Sommererbsen, Getreide für die so genannte Ganzpflanzensilage (GPS), neben dem Winterroggen noch Winterweizen, dazu Hafer, Gerste und Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen. All diese Pflanzen für den abwechslungsreichen Futtermix bauen die Kaindls selbst an, sämtliche Flächen, auf denen sie wachsen, düngen sie mit Mist und Gülle aus dem eigenen Stall: der geschlossene Kreislauf der Bio-Milchwirtschaft.

Auf einem Teil ihrer Äcker säen sie jährlich einen Blühstreifen am Feldrand. Der ist einerseits ein wichtiger Lebensraum für Insekten. Ein positiver Effekt für die Hauptkulturen ist andererseits die bessere Bestäubung der Nutzpflanzen. Wenn die Blumen und Gräser blühen, bringt ein befreundeter Imker gerne seine Bienenvölker vorbei: „Hoffentlich zeichnen wir so ein positives Bild vom Landwirt als einem, der nicht nur mit dem Güllefass um die Ecke kommt“, sagt das Ehepaar.

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Garantiert ökologisch erzeugte Produkte

Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Demeter-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Demeter-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BY-005-09033-A geführt wird.

Der Herden-Nachwuchs wird im natürlichen Rhythmus geplant

Eine weitere Besonderheit auf dem Demeter-Hof in Schwifting ist, dass Petra und Karl-Heinz Kaindl die Nachzucht für ihre Fleckviehherde selbst planen und organisieren. „Eigenbestandsbesamung“, heißt das im landwirtschaftlichen Fachjargon. In einem Nebenraum beim Stall steht nicht nur ein großer Thermo-Kühlbehälter mit flüssigem Stickstoff für das Zuchtsperma der Stiere. Hier hängt auch ein riesiger Fruchtbarkeitskalender an der Wand, dessen Prinzip Petra Kaindl vor vielen Jahren aus einer Fachzeitschrift übernommen hat.

Auf einer fast zwei Meter durchmessenden Drehscheibe ist jede Kuh im Stall vermerkt mit ihren Fruchtbarkeitsphasen quer durch die 365 Tage des Jahreskreislaufs: Wann ist es Zeit, sie zu besamen? Ist sie trächtig? Wann kommt sie zum „Trockenstellen“? Das sind die acht Wochen vor der Geburt des Kälbchens, in denen sie nicht mehr gemolken wird. Wann kommt ihr Kalb? Antworten auf all diese Fragen haben die Kaindls stets im Blick. Dass sie nach diesem natürlichen Rhythmus handeln, auch das ist ein Teil vom „Großen und Ganzen“ am Kaindl-Hof.

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Fundierte Fachkenntnisse und Engagement im Ehrenamt

Die ganzheitliche Wirtschaftsweise ist in der Praxis gewachsen. Das theoretische Rüstzeug dazu haben die beiden Oberbayern mit einer fundierten Ausbildung erworben: Petra Kaindl ist Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft, Ehemann Karl-Heinz hat auf seinen Gehilfenbrief noch die Ausbildung zum Fachtechniker für Landwirtschaft draufgesattelt. Der jüngste Sohn Georg, eins von drei Kindern, hat ebenfalls eine landwirtschaftliche Aus- und Weiterbildung durchlaufen und außerdem Maschinenbau studiert. Vater und Sohn dürfen landwirtschaftliche Lehrlinge ausbilden. Georg wird den Hof übernehmen. Der ältere Bruder arbeitet im Gesundheitswesen und seine Schwester als Schneidermeisterin in Berlin.

Georg Kaindl ist im Ort fest verwurzelt: Im Frühjahr 2014 kandidierte er erfolgreich für das Amt des Bürgermeisters. Wodurch Schwifting als kleinste Gemeinde auch zum jüngsten Rathauschef im Landkreis kam. Und der Kaindl-Hof zum dritten Ehrenamt: Denn Mutter Petra engagiert sich im Kreisvorstand des Bayerischen Bauernverbandes, und Vater Karl-Heinz ist Vertreter der Grundstücksbesitzer im Jagdbeirat des Landkreises. Allen am Hof ist es wichtig, dass Mensch, Tier und Natur im Einklang gedeihen.

Bio-Milch für regionale Käsespezialitäten

Die Bio-Milch vom Kaindl-Hof wird nach Kimratshofen an die Molkerei Allmikäs (Allgäu Milch Käse eG) geliefert. Dort entstehen daraus verschiedene Milchprodukte wie Sauerrahmbutter, Allgäuer Emmentaler und Bergkäse. Einen Teil der Milch liefert die Allmikäs auch an "Die Käsemanufaktur Allgäu" am selben Standort. Die Käsemanufaktur verarbeitet die Milch zu Bio-Käsespezialitäten in vielen Varianten.

Beide Käsereien vermarkten ihre Bio-Produkte direkt an den Handel, vor allem an Bio-Großhändler. Einen erheblichen Teil liefern sie zudem an die Feneberg Lebensmittel GmbH in Kempten. Feneberg führt die Käse und Milchprodukte unter dem Dach der regionalen Bio-Marke VonHier.