Bio-Hof Schöll

Bio-Hof Schöll
Franz Schöll
Rieggis 2
87448 Niedersonthofen
08379 303
08379 728091
Sehen wo's herkommt
„Hier leben und Bauer sein...“
Hoch über dem Niedersonthofener See, auf 965 Metern Meereshöhe, mit herrlichem Blick zum Allgäuer Alpenhauptkamm und zum Grünten, dem „Wächter des Allgäus“, liegt das Anwesen der Familie Schöll. Hier im Bergstättgebiet ist im nahen Diepolz das einzige Bergbauernmuseum des Allgäus zu finden, das vom harten, entbehrungsreichen Leben der Vorfahren auch von Anneliese und Franz Schöll erzählt.
Den alten Bauernhof im Weiler Rieggis hatte Ur-Großvater Alois Schöll anno 1856 erworben, er stammte aus Dietrichs bei Bolsterlang. 1996 übernahm Urenkel Franz die Landwirtschaft von seinen Eltern, und 2008 zog Ehefrau Anneliese ein. Im Jahr davor war Sohn Kilian zur Welt gekommen. Zugleich begann die junge Familie mit dem Bau des Austragshauses, das sie heute bewohnt – im täglich wiederkehrenden Bewusstsein, „in einer wunderbaren Gegend zu leben und Bauer sein zu können.“
„Ohne Kühe kommen keine Gäste“
Der Bauernhof ist Mitglied im Öko-Verband „Biokreis“ und steht wirtschaftlich auf drei Standbeinen: Milchvieh, Feriengäste und Pferdezucht. Aber der Reihe nach: Zwölf bis 13 Milchkühe liefern Bio-Milch, zwischen acht und zehn Jungrinder werden als Nachzucht gehalten, die fünf ältesten „Schumpen“, wie die Jungrinder im Allgäu heißen, auf einer Alpe in Oberstdorf. Die Rinder sind auch wichtig für den „Urlaub auf dem Bauernhof“, um den sich Anneliese Schöll kümmert: „Ohne unsere Kühe kämen keine Gäste“, weiß sie aus Rückmeldungen der Familien.
Gästezimmer und Ferienwohnungen gibt es im Austragshaus und schon seit vielen Jahren im alten Hof, den die Eltern bewohnen. Seit 2004 haben Franz Schöll und sein Vater das typische Allgäuer Bauernhaus behutsam renoviert, unter anderem stilecht mit neuen Holzsprossenfenstern und fast ausschließlich mit ökologischen Baumaterialien wie Holzfaserplatten für die Fassadendämmung. Styropor oder Ähnliches kam nicht in Frage: „Ich wollte das alte Holzhaus ja nicht in einen Plastikbeutel stecken“, sagt der Junior.
Spleen und Haupterwerb – die Araberzucht
Vom gesunden Gebäudeklima profitieren auch die Rinder im alten Anbindestall, der dank einer Sonderregelung für Kleinstbetriebe noch nicht umgebaut wurde. Bei Kälbern ab sechs Monate erlaubt der Verband, dem der Hof angehört, ebenfalls Anbindehaltung. „Ob wir einen Umbau angehen, wenn die Ausnahme ausläuft, müssen wir überlegen, weil dann der Platz fehlt für einen Laufstall für die Kälber. Wir haben es zwar vor, aber ob ich einen großen neuen Stall investiere, weiß ich noch nicht“, sagt Franz Schöll. Andererseits spiele bei den Überlegungen eine Rolle, dass die Rinder nach wie vor von Hand gemistet werden müssen. „Es wäre sicher besser, wenn einer von uns das alleine machen kann“, bedenkt Anneliese Schöll.
Denn ihr Mann ist nicht immer für die Kühe abkömmlich. Seit 1999 züchtet Franz Schöll Vollblut-Araberpferde und verkauft sie, auch international, „als Spleen und mit Herzblut, weil wir mit zwölf Milchkühen nicht überleben können.“ Außerdem zieht er bis zu 20 Fremdfohlen groß, die ihre ersten drei Lebensjahre in Rieggis verbringen. Für die Offenstall- und Freilandhaltung der Pferde wurden eigens ein neues Stallgebäude auf dem Anwesen errichtet, Landflächen dazu gepachtet und Wiesen von Nachbarn übernommen, die ihre Landwirtschaft aufgaben.
Ausbildungen in Landwirtschaft und Menschenkenntnis
So wie alle Tiere am Hof halten Schölls auch die Pferde ökologisch. Denn die Umstellung im Jahr 2009 betraf den ganzen Hof und nicht nur Teilbereiche. „Wobei es vorher nicht viel anders war, weil wir ohnehin nicht chemisch gespritzt oder synthetische Dünger verwendet haben“, sagen Franz und Anneliese Schöll. Gefüttert werden Kühe wie Pferde vor allem durch den Weidegang und mit den Grasschnitten aus Frühjahr und Sommer sowie mit Heu. Wenn es das Wetter erlaubt, wird sogar auch regelmäßig im Winter ausgetrieben. Futterzukäufe sind bei Bedarf Grascobs und Getreideschrot aus ökologischer Erzeugung sowie Salz.
Franz Schöll ist gelernter Landwirt und hatte zuvor über den Maschinen-Ring als Betriebshelfer gearbeitet. Anneliese kam 2008 als Landwirtstochter auf den Hof in Rieggis. Was sie mitbrachte waren „prima Menschenkenntnis“ und die Lust, sich immer wieder auf Neues einzulassen: „Nach einer Ausbildung im Einzelhandel habe ich 16 Jahre lang den Touristenbus zum Giebelhaus im Hintersteiner Tal bei Bad Hindelang gefahren. Und in Oberstdorf habe ich 18 Jahre lang Skikurse gegeben.“
Garantiert ökologisch erzeugte Produkte
Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Biokreis-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Biokreis-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BY-003-09152-AD geführt wird.
Investitionen in Weiterbildung und zum Erhalt der Umwelt
Diese Tätigkeiten waren beste Voraussetzungen für den Umgang mit den Urlaubern auf dem Bauernhof. „Wir probieren, so kinderfreundlich wie möglich zu sein“, unterstreicht Anneliese Schöll ihr Geduldspotenzial. In einem Kurs „Kinderbauernhof“ hat sie sich als Ferienbäuerin zertifiziert, ihre Kenntnisse vertieft sie einmal jährlich auf einer Weiterbildung und frischt Erlerntes auf. Wenn Gäste da sind, wird zweimal pro Woche Kinderreiten angeboten, und im Sommer lädt sie einmal wöchentlich zur Märchenstunde oder ans Grillfeuer ein. Höhepunkt für die Kinder ist natürlich der „Tierpark“ in Rieggis: Er umfasst neben den unabdingbaren Kühen einige Ziegen, Hasen, Katzen „und ein Mini-Pony, das die Kinder putzten, bürsten und mit dem sie wie mit einem Hund Gassi gehen“.
Die topografischen Gegebenheiten bei Rieggis bedingen, dass kaum große Flächen zusammenhängend zu bewirtschaften sind. Um sein teils sehr steiles Grünland überhaupt maschinell mähen zu können, hat Franz Schöll vor zwei Jahren einen Spezial-Motormäher gekauft. Der ist außerdem geeignet für die nass-moorigen Streuwiesen, die nur einmal im Herbst geschnitten werden.
Arbeiten mit Spaß und Idealismus
Damit sich diese Investition vielleicht später einmal rechnet, übernahm der Bio-Bauer zudem die Pflege von vier Hektar so genannter Vertragsnaturschutzflächen in Waltenhofen. Doch das ist nicht der einzige Beweggrund. Schon frühere Investitionen tätigte er aus Verantwortung der Umwelt gegenüber. Vom Dach des elterlichen Hofes liefert seit 2004 eine 27,8-Kilowatt-Photovoltaik-Anlage Strom. Eine thermische Solaranlage und die Scheitholzheizung, betrieben mit Holz aus dem eigenen Wald, sorgen bei seinen Eltern, in den eigenen vier Wänden und bei den Feriengästen für Wärme in den Zimmern und für warmes Wasser.
„Meine Arbeit macht mir Spaß, und ich mache sie nicht zuletzt auch aus Idealismus“, betont Franz Schöll und fügt fast philosophisch hinzu: „Was wäre, wenn wir die Wiesen, die Wälder, die Fluren nicht pflegen? Sie gehören uns ja nicht! Wir pflegen sie, so lange wir leben. Und dann geben wir sie weiter an die nächste Generation.“
Köstliche Bio-Milch für regionale Milchspezialitäten
Die Bio-Milch vom Schöll-Hof wird an die Molkerei der Genossenschaft Allgäu Milch Käse eG und seit 2014 außerdem an die Käsemanufaktur Romer, beide in Kimratshofen, geliefert. Hin und wieder nimmt die Schlacht-eG Kaufbeuren vom Schöll-Hof eine Schlachtkuh als Bio-Fleisch.