Glöckle-Hof

"Glöckle-Hof"
Christine Glöckle
Kirchtal 1
89129 Langenau Göttingen
07345 7976
07345 913411
Sehen wo's herkommt
Runter von eingefahrenen Wegen
Christine Glöckle und ihre Familie betreiben ihren Hof in Göttingen, einer Gemeinde der Stadt Langenau, nicht weit von Ulm. Seit Jahrzehnten hält die Familie Schweine, denn bereits Christines Eltern haben sich darauf spezialisiert. Obwohl sie früher konventionell arbeiteten, war es ihnen immer wichtig, Dinge zu hinterfragen und sie nicht als Gegebenheit hinzunehmen.
"Ich bin mit Spritzmitteln aufgewachsen", führt der Vater als Beispiel an. Man spritze, um wieder seine Ruhe zu haben, so lautet oft die Devise. "Dabei sollten wir lieber nach den Gründen für das Unkraut suchen und es nicht einfach nur bekämpfen!" Genau das macht die Familie heute. Sie bestellt ihre Äcker ökologisch und hält die Tiere so, wie es deren Wesen entspricht.
1979, da war Christine gerade vier Jahre, begannen die Eltern, ihren Betrieb aus dem Dorf hinaus ins freie Umfeld zu verlegen. Sie brauchten Platz für ihren Hof, denn sie hatten sich entschlossen, sich von ihrem Gemischtbetrieb mit ein paar Kühen und Sauen zu verabschieden und sich ganz auf die Schweinehaltung zu spezialisieren. "Wir wollten geschlossene Kreisläufe." Das heißt, die Familie wollte ihre Schweine nicht nur mästen, sondern auch die Ferkel am Hof zur Welt kommen lassen und aufziehen.
Als Christine 2002 in den Betrieb einstieg, wusste sie, dass vieles bereits in die richtige Richtung lief, sich aber auch einiges verbessern ließe. Die ökologische Landwirtschaft kam ihren Vorstellungen am nächsten.
Runter von eingefahrenen Wegen
Wenngleich die Überlegung, den Betrieb mit Schweinehaltung und Ackerbau umzustellen, für Christines Eltern schwierig schien, so waren sie doch damit einverstanden. Sie hatten ohnehin nie nach Höchsterträgen gestrebt, sondern nach einer Art Landwirtschaft, die Tier und Umwelt – und natürlich dem Menschen – gut tut.
"Seit die Ferkel bei uns am Hof zur Welt kommen und wir sie auch selber mästen und unsere eigene Nachzucht aufziehen, brauchen wir weniger Impfungen und Medikamente." Das Beispiel zeigt, dass es sich für die Glöckles lohnte, andere Wege einzuschlagen. 2010 stiegen sie aus der konventionellen Landwirtschaft aus, und seit 2012 die Übergangszeit abgeschlossen ist, gehört ihr Hof zu den anerkannten Bioland-Betrieben.
Über ihre Motivation sagt Christine: "Ich trage Verantwortung für das, was ich tue." Sie wolle unbelastetes Fleisch von hoher Qualität erzeugen, zugleich aber mit Tier und Umwelt richtig umgehen. Als Öko-Bäuerin versucht sie konsequent, Zusammenhänge zu verstehen: „Warum wächst ausgerechnet dieses Unkraut auf dem Acker“ oder „Wie leben denn überhaupt Schweine?" Und immer wieder bindet sie die Antworten – altes und neues Wissen – in ihre Arbeit ein.
So leben ihre Schweine in kleinen Rotten, denn es sind sehr soziale Tiere. Mehr noch: Wie ihre „wilden Verwandten“ leben sie als Familie, das heißt, Mutterschweine leben gemeinsam mit und ohne Ferkel und zeitweise mit Eber. Am Glöckle-Hof bleiben die Ferkel länger bei ihren Müttern, als die Öko-Vorgabe fordert. Da alle Schweine Platz und Abwechslung brauchen, grenzt zudem an den geräumigen Laufstall je ein Laufhof, so dass die Tiere jederzeit ins Freie können.
Was braucht so ein Schwein überhaupt?
"Schweine sind sehr reinlich", weiß Christine. Ihr Stroh nutzen sie nur zum Liegen und zur Beschäftigung, zum Koten gehen sie hinaus. Genau solche Bedürfnisse sind es, von denen die junge Landwirtin möchte, dass ihre Tiere sie ausleben können. Um sicher zu gehen, dass die Schweine wirklich genügend Beschäftigung haben, gibt sie ihnen zwei Mal am Tag frisches Stroh. Die umtriebigen Tiere lieben es, darin herumzuwühlen und ihre Nester daraus zu bauen.
Zur artgerechten Haltung gehört aber auch ein ausgewogenes Futter, und zwar in Öko-Qualität. Hier am Hof besteht es aus verschiedenen Sorten Getreide, Stroh, Heu und zu Cops gepresstem Gras, nicht zuletzt aus Futtererbsen und Ackerbohnen. Alles erzeugen die Glöckles selbst, sogar das Stroh für die Ställe.
Damit die Pflanzen gut gedeihen, ist auf den Feldern eine ausgeklügelte Fruchtfolge nötig. Das heißt, die Familie baut die Kulturen so in Reihenfolge an, dass keine der anderen Nährstoffe wegnimmt, sondern sie sich im Idealfall ergänzen. Zum Beispiel führen Leguminosen wie Ackerbohne und Luzerne dem Boden Stickstoff als natürlichen Dünger zu, und andere Pflanzen wie Getreide können ihn dann verbrauchen.
Zugleich achten Glöckles auf Vielfalt: Anstatt zum Beispiel reine Luzerne zu säen, wählen sie eine Mischung aus 13 verschieden Kleearten und Kräutern. Sie durchwurzeln den Boden in unterschiedlichen Tiefen und ergeben ein abwechslungsreiches Futter. Dank Mischfruchtanbau und Untersaaten unterstützen sich die Pflanzen gegenseitig und es wächst weniger Beikraut. So kommen Glöckles ganz ohne chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel aus.
Garantiert ökologisch erzeugte Produkte
Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Bioland-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Bioland-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer D-BW-006-18933-A geführt wird.
Vermittlerin zwischen Tier und Mensch
Doch den Hof macht mehr aus als Ackerbau und Schweinehaltung, denn Christine hat sich auch als Arbeitstherapeutin und in tiergestützter Therapie sowie Pädagogik spezialisiert. "Ich möchte das Soziale in die Landwirtschaft holen.“ Bildungsarbeit will sie leisten – als Grundvoraussetzung für Mündigkeit und Emanzipation: Was können Menschen über Tiere lernen? Und damit über sich? Und über Verantwortung?
Diese Fragen reichen weit, doch das Echo darauf bestätigt Christines Ideen: "Es gibt auch viele Erwachsene, die an unserem Tun interessiert sind ." Sie selbst sieht den Kern ihrer Arbeit im Einsatz für behinderte Menschen. Und zwar mit einheimischen Tieren. "Da lässt sich so viel erreichen." Statt auf Delfin-Therapie setzt sie auf Schweine – sowie auf Schafe, Esel, Hühner, Hund, Katzen und Enten, eben alles, was einen vielseitigen Bauernhof ausmacht.
Um das Bild zu vervollständigen, sei noch erwähnt, dass die Glöckles auch selber Strom und Wärme erzeugen: Eine Photovoltaik-Anlage speist Energie ins öffentliche Netz und stellt sie zum Teil auch für Abläufe am Hof zur Verfügung. Warmes Wasser erzeugt eine Solar-Anlage, und schließlich gibt es eine Hackschnitzel-Heizung, die Haus und Ferkelstall mit Wärme versorgt.
Bio-Schweine, von denen man lernt
Familie Glöckle hält an ihrem Hof in erster Linie Schweine. Das Besondere ist, dass die Tiere hier nicht nur als Nutztiere leben; sie werden auch für die tiergestützte Therapie und Pädagogik von Kindern, behinderten und nicht behinderten Menschen eingesetzt. Dadurch möchte Christine Glöckle Landwirtschaft und soziale Ideen vereinigen. So bringt sie dem Menschen das Tier näher, erzielt therapeutische Erfolge und – erzeugt in tiergerechter Weise ein Fleisch von hoher Qualität. Fast alles davon vermarktet die Feneberg Lebensmittel GmbH in Kempten unter dem Dach ihrer regionalen Bio-Marke VonHier.
Da Familie Glöckle ihre Tiere vom eigenen Acker ernährt, baut sie verschiedene Nutzpflanzen an, darunter Speise- und Futtergetreide. Diese verfüttert sie an die Schweine, Schafe, Hühner und Esel. Was am Hof nicht gebraucht wird, geht in den regionalen Bio-Handel.