Naturland Hof Kögel

Naturland Hof Kögel
Franz-Josef Kögel
Leiterberg 4 1/2
87488 Betzigau

08304 1303

Sehen wo's herkommt

An neuen Ufern des Lebens

Der Umstieg von intensiver Landwirtschaft auf eine ökologische Bewirtschaftung seines "UR-Kraft-Bauernhofs" ging bei Franz-Josef Kögel einher mit einem radikalen Bewusstseinswandel. Wenn der 1965 geborene Landwirt davon erzählt, pendelt er zwischen einstiger Hochleistungsmilchwirtschaft und nachhaltiger Naturpflege heute, er kommt von früheren Stresserfahrungen für Mensch und Tier zur gegenwärtigen Gelassenheit. Seine Karriere als Landwirt reicht vom "gnadenlosen Schiffbruch", wie er es nennt, bis zu vielen schönen neuen Lebenserfahrungen.

Der verheiratete Vater von drei erwachsenen Kindern bewirtschaftet 18 Hektar Grünland in Leiterberg. Das 350 Einwohner zählende Dorf liegt zwischen Betzigau und Wildpoldsried, knapp zehn Kilometer östlich von Kempten. Hier weiden Franz-Josef Kögels 19 Milchkühe, die Nachzucht umfasst zehn bis zwölf Jungrinder. Seit 2011 beliefert er als Naturland Betrieb und als einer von sieben Milchbauern eine Dorfkäserei im nahen Sellthüren mit so genannter Heumilch. Für die ist Voraussetzung, dass Kögel ausschließlich Heu zufüttert. Das tut er aber auch aus der Überzeugung, dass Silage oder Kraftfutter seinen Kühen schlecht bekommen.

Der "UR-Kraft-Bauernhof"

Der Bewirtschaftungs- und Bewusstseinswandel auf dem Weg zum "UR-Kraft-Bauern", wie sich der Leiterberger heute nennt, war bedingt durch "Probleme mit der Tiergesundheit". Deren Ursachen habe er erst mit der Umstellung auf Bio 2004 beheben können, sagt Kögel. Seine Wortschöpfung "UR-Kraft-Bauernhof" hat er entlehnt bei einem befreundeten Gastwirt, der im Bregenzer Wald eine Gaststätte als "UR-Alp" betreibt. Sie verweist auf die "UR-Kräfte der Natur", die sein Handeln heute bestimmen: "Die Natur ist unser Lehrmeister. Ich greife auf altes Heilwissen zurück, das nicht Symptome kuriert, sondern nach den UR-Sachen forscht."

Sein am Anfang "mühseliger Weg" werde mit jedem Tag leichter: "Ich habe eine fantastische Entwicklung in der Tiergesundheit. Mit der Umstellung auf Bio bin ich nah dran an einer natürlich gesunden Herde." Man müsse selber die Verantwortung übernehmen für das, was man tut, fordert Kögel: "Wenn nicht, dann geben wir Bauern die Verantwortung an den Tierarzt ab." Im "ausbeuterischen System der Intensiv-Landwirtschaft" verlaufe die Entwicklung genau umgekehrt, Antibiotika-Resistenzen seien nur ein Beispiel dafür. Beim "UR-Kraft-Bauern" wird nicht mehr geimpft. Mitunter wird gebetet. Und auf Antibiotika seit einem Homöopathie-Kurs vor 15 Jahren nur zurückgegriffen, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gibt.

Mit der Schöpfung verbunden

"Der Begriff UR-Kraft-Bauer drückt auch meine Verbundenheit mit der Schöpfung aus", sagt Franz-Josef Kögel. "In der landwirtschaftlichen Ausbildung war der Produktionsfaktor Milchkuh, Kalbin, Kalb gleichbedeutend mit einer Sache. Heute sind sie für mich Mitgeschöpfe."

Zunächst habe er nach der Übernahme des elterlichen Hofes 1983 versucht, "möglichst intensiv zu schaffen, wie ich es gelernt hatte". Doch trotz wirtschaftlicher Höchstleistung im Jahr 2000, "als eine Kuh 40, 50 Liter Milch gab", sei er unzufrieden gewesen: "Es war Stress für mich und für das Tier. Den Stress habe ich auch in der Milch und im Fleisch drin. Jetzt bin ich mit 15 bis 20 Litern zufrieden und habe ein hochwertigeres Produkt, das mehr Lebenskraft in sich hat", umschreibt Franz-Josef Kögel seine inzwischen erlangte Gelassenheit.

Das magische Jahr und die Braunvieh-Zucht

Nach der Bio-Umstellung 2004 habe "das magische Jahr 2008" einen zweiten "radikalen Schnitt" bedeutet, als der zweite Vorname zum Programm und der Milchbauer auch zum Züchter wurde: "Josef bedeutet: Gott möge vermehren", sagt Kögel. Er habe drei Rinder zugekauft, um fortan das Original Allgäuer Braunvieh selbst zu züchten. Inzwischen arbeite er daran, einen eigenen Zuchtstier aufzuziehen, was aber erst nach der zweiten bis dritten Generation von Erfolg gekrönt sein werde, wie Erfahrungen anderer Züchter zeigten.

Das Original Allgäuer Braunvieh ist als so genanntes Zweinutzungsrind für Milch und Fleisch ein Allgäuer Kulturgut. Der Wandel in der Landwirtschaft vom Flachsanbau zur Milchwirtschaft, vom blauen zum grünen Allgäu im 19. Jahrhundert, war mit dieser Tierrasse verbunden. Die "alte Zuchtrichtung" des Allgäuer Braunviehs, deren genetische Wurzeln in die Schweiz zurückreichen, wird von der "Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustier-Rassen" als "stark gefährdet" eingestuft.

Die Persönlichkeit der Kuh in der Milch

Weil er seine Kühe als Mitgeschöpfe betrachtet, lässt Kögel nach 30 Jahren des Enthornens die Kuhhörner wieder wachsen: "Das Horn ist von elementarer Bedeutung", dafür seien in Literatur viele Belege zu finden. Und Volksweisheiten wie "sich die Hörner abstoßen" oder Aussprüche wie "dem werden wir die Hörner schon richten!" und "dem haben wir die Hörner gestutzt!" stünden in seinen Augen für Gleichmacherei und Unterdrückung. Der Landwirt ist überzeugt: "Eine Kuh mit Hörnern stellt etwas dar, sie macht Eindruck und hat Persönlichkeit. Diese Persönlichkeit finde ich in der Milch und im Fleisch wieder." Zwar gebe es im Winter noch Verletzungen, doch "da schaffe ich hin, ich muss an meine Kühe gut hindenken", sagt Kögel.

Das Wissen wächst mit den Tieren

Im magischen Jahr 2008 begann der UR-Kraft-Bauer außerdem mit der sommerlichen Weidehaltung. Dass die Kühe von April bis November Tag und Nacht im Freien grasen, bedeute einerseits weniger Arbeit: "Ich muss kein Futter einfahren und keine Gülle ausfahren." Andererseits wachse seine innere Zufriedenheit, bekennt der "Bauer aus Berufung" in Leiterberg: "Es geht mir das Herz auf, wenn ich mit dem Vieh schaffen kann. Wenn ich die Kühe im Frühjahr beobachte, tut es mir in der Seele gut zu sehen, wie sie sich in der Frühlingssonne räkeln. Das ist herrlich. Ich freue mich wie ein Süchtiger! Meine Frau sagt immer: 'Du müsstest Dich mal sehen'."

Das Wissen um die "Urkräfte der Natur", das er aus ungezählten Büchern und "vor allem aus Gesprächen mit alten Bauern und Viehhändlern" gesammelt hat, wird auf den Kurzrasenweiden durch eigenes Beobachten bereichert: "Es ist interessant, wie sich die Kühe verhalten, wie sie die Fläche ablaufen, im gemeinsamen Zug immer auf der gleichen Wanderung die Wiesen abweiden. Hier hat eine Kuh das 100-fache an Platz wie im Stall. Und durch die Sonne, unseren Energiespender, sind die Tiere voller Lebensenergie."

Gegen das Plattmachen

Das Wissen um die Zusammenhänge in der Natur bewog ihn weiter, Obstbäume als "Bienenfutter" zu pflanzen und mit Hecken und Sträuchern auf seinem Land für eine Biotopvernetzung für Kleinlebewesen zu sorgen: "Was soll denn hier sonst noch gedeihen?" Wer sich das Allgäu im Frühjahr von oben anschaut, "der sieht, wie mit dem ersten Grasschnitt binnen zehn Tagen von Memmingen bis Oberstdorf alles platt gemacht wird", bedauert Kögel.

Franz-Josef Kögel nennt sich Vollerwerbslandwirt, auch wenn er durch Forstwirtschaft und als Bauhelfer hin und wieder einen Zusatzverdienst hat. Auch als Redner war er schon aktiv: Seine Lebens- und Landwirt-Erfahrungen hat er vor gut drei Jahren zu einem Vortrag gestaltet, den er im Allgäu und bis "hoch nach Mittelfranken und in Fulda" gehalten hat. Er stieß auf Anerkennung, aber auch auf Ablehnung. Das brachte ihn "vor allem aber ins Gespräch mit Landwirtschaftsrebellen und Biovordenkern". Titel seines Vortrages: "Lass mich wieder Bauer sein – Bauer des Lebens".

Garantiert ökologisch erzeugte Produkte

Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Naturland Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Naturland Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BY-003-09628-A geführt wird.

Weitere Informationen:

Website des Naturland Verbandes

Silofreie Rohmilch für VonHier-Käse

Wir betreiben ökologische Milchviehhaltung und liefern unsere silofreie Milch an die Sellthürner Käskuche. Dort entstehen feine Käsespezialitäten, von denen viele in den Regalen der Feneberg Lebensmittel GmbH zu finden sind. Das Unternehmen verkauft sie unter dem Dach der regionalen Bio-Marke VonHier.

Ehefrau Lydia Kögel bäckt seit 20 Jahren Kuchen auf Bestellung. "Das Kuchenparadies" in Leiterberg verkauft an Privatpersonen, Gastwirtschaften und auf dem Bauernmarkt in Kempten. Zur Direktvermarktung hat Lydia Kögel viele Fortbildungen besucht, von denen auch ihr Mann profitiert. "Das schärft den Blick dafür, was es heißt, zu vermarkten, nicht nur zu produzieren", sagt er.

Seit 2008 gibt der "UR-Kraft-Bauer" hin und wieder Kälber in Direktvermarktung ab, allerdings nicht an die Intensivmast, wie Kögel betont. Ein Abnehmer ist die Initiative "Günztal Weiderind", die sich unter anderem einer naturschutzorientierten Beweidung in Biotopverbundgebieten und der Rindfleischerzeugung in Mutterkuhhaltung unter einer Regionalmarke verschrieben hat.