Bioland-Hof Scharnagl

Bioland-Hof Scharnagl
Christoph Scharnagl
Mühlenstraße 21
86833 Siebnach
Sehen wo's herkommt
Die Hühnerschar schließt den Kreislauf in der Bio-Gärtnerei
Christoph Scharnagl gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er von seinem Federvieh erzählt: "Die Hennen passen bestens in unseren Betriebsablauf, und außerdem macht mir die Arbeit mit ihnen einfach riesengroßen Spaß." Seit 2011 hält der junge Gärtnermeister auf dem Gelände der elterlichen "Bioland"-Gärtnerei seine Legehennen. Mit 700 fing er an, inzwischen ist der "Hühnerhaufen" auf 2.100 Tiere angewachsen. Die haben auf knapp einem Hektar Land viel Auslauf unter freiem Himmel und können dort nach Herzenslust scharren, picken und gackern – beschützt und bewacht von 25 Hähnen.
Abhängig von Jahreszeit und Witterung legen die Hühner täglich zwischen 1.200 und 1.800 Bio-Eier, die Christoph Scharnagl zu einem Teil direkt im Hofladen seiner Eltern verkauft. Ein zweiter Abnehmer ist ein regionaler Vermarkter speziell für "Bioland"-Eier, der selbst 2006 aus einem Bioland-Bauernhof mit Hühnerhaltung in der Nähe von Mindelheim hervor gegangen ist und deshalb mit vergleichsweise "kleinen" Hühnerhaltern auf einer Wellenlänge liegt.
Schon mit elf Jahren Geschäftsluft geschnuppert
Die Eltern von Christoph Scharnagl, Anna und Albert, hatten die Bioland-Gärtnerei 1997 neu gegründet. Etwas außerhalb des Örtchens Siebnach im Unterallgäu konnten sie in der Auenlandschaft am Fluss Wertach ein großes Grundstück erwerben. Zunächst verkauften sie die Erzeugnisse ihrer Gärtnerei in einem kleinen Container in Direktvermarktung. Heute stehen hier sechs große Gewächshäuser, dazu Lagerhallen und Kühlhäuser. Angebaut werden über 50 Kulturen: Himbeeren und Erdbeeren, die die Kunden auch selbst pflücken können, dazu Gewürzkräuter, Gurken, Karotten, Rote Beete, Salate, Sellerie, Tomaten, Zwiebeln und vieles, vieles mehr. Im modernen Ladengeschäft sind inzwischen rund 2.500 Bio-Artikel zu bekommen, vom selbst angebauten Obst und Gemüse bis hin zu einem fast vollständigen Naturkost-Sortiment.
Im Gründungsjahr der Gärtnerei war Christoph gerade einmal elf Jahre alt. Doch vom ersten Tag an half er fleißig hinter der Ladentheke mit, wie sich Mutter Anna, eine gelernte Hauswirtschaftsmeisterin erinnert. Zehn Jahre später hielt der Junior selbst den Meisterbrief als Gärtner in den Händen und stieg in den Betrieb der Eltern mit ein, dem er mit der ökologischen Hühnerhaltung inzwischen einen neuen Geschäftszweig hinzugefügt hat. Vater Albert Scharnagl ist gelernter Landwirt.
In den Gewächshäusern wächst auch das Hühnerfutter
"Durch die Hühner haben wir heute einen eigenen Kreislauf mit einer ganz anderen Wertschöpfung für die Gärtnerei", erklärt Christoph Scharnagl seine Beweggründe zur Tierhaltung. Denn eigentlich hatte er ja "auf Pflanzen" gelernt. Während früher das aussortierte Gemüse "nur" kompostiert wurde, liefert es heute zu mehr als 70 Prozent das benötigte Hühnerfutter. "Und bei diesem selbst gemischten Futter weiß ich immer, was drin ist", betont der junge Bioland-Gärtner, der lediglich Soja als Eiweißlieferant für die Hühner und Kalk zur Desinfektion im Stall zukauft – "und auch das alles aus regionaler ökologischer Erzeugung", betont er.
Mit die wichtigste Futterkomponente sind "abgebrochene Karotten, die im Laden nicht mehr zu verkaufen, aber zum Wegwerfen viel zu schade sind". Das darin enthaltene Karotin wirke wurmtreibend bei den Hühnern, so müsse er sie nicht chemisch entwurmen und habe keine Rückstände in den Eiern zu befürchten, erklärt der junge Hühnerhalter: "Ab und zu kippe ich eine Tonne Karotten ins Gatter." Daneben verfüttert er Salat und anderweitig übriges Grünzeug. Oder auch Rote Beete: "Damit bekommen die Eier eine schönere Farbe", hat Christoph Scharnagl herausgefunden. Auch Futtergetreide baut er inzwischen selbst an, wobei er eine ausschließliche Getreideernährung ablehnt: "Mit dem Gemüse haben die Hennen viel mehr Beschäftigung, als wenn sie nur Körner picken. So wird ihnen nicht langweilig und sie kommen nicht auf dumme Gedanken."
Den Bio-Dünger selbst gemacht
Die zweite wichtige Seite des innerbetrieblichen Kreislaufes ist der Hühnermist: "Wir brauchen keinen Dünger mehr zu kaufen, den man bei manchen Pflanzen-Kulturen in einer Gärtnerei einfach braucht. Unser Hühnermist ist ein zu 100 Prozent reiner Bio-Dünger. Wir können auf konventionelle Miste, die andere Gärtnereien einsetzen, ebenso verzichten wie auf Hornspäne, die vielfach aus Asien importiert werden müssen – all das wollen wir nicht", unterstreicht Scharnagl Junior.
Für sein Federvieh hat er eigens einen Stall gebaut, die meisten Arbeiten führte er in Eigenleistung aus. Hatte er anfänglich Platz für besagte 700 Legehennen, ließ ihn der Erfolg mit der Hühnerhaltung in den zurückliegenden drei Jahren schon zweimal anbauen. Heute misst der Hühnerstall in den Wertach-Auen 37 Meter in der Länge und ist zwölf Meter breit. Ein dritter "Bauabschnitt" ist für 2015 in Planung, "weil sich die Bio-Eier gut vermarkten lassen und auch, weil immer mehr Leute hier aus der Region 'ihre' Eier von uns gewohnt sind".
Aus dem Leben einer Bio-Legehenne…
Ein zweiter Grund für die Baupläne ist die Nachzucht, die Scharnagl im Moment noch zukaufen muss, das aber irgendwann ändern möchte: Für die Küken braucht er einen eigenen Stall, denn es dauert im Schnitt 18 Wochen, die ein Küken abgetrennt von Hähnen und Legehennen aufgezogen werden muss, bis es selbst sein erstes Ei legt. Dieser "Tätigkeit" darf eine Legehenne über 15 Monate nachgehen, jeden Tag, bis die "Eierzahl" im Alter von etwa zwei Jahren merklich sinkt. Dann werden die Hennen geschlachtet und als Suppenhühner im Hofladen direkt vermarktet.
Doch bis dahin haben die Siebnacher Hühner ein glückliches Leben. Ihre Rasse "Lohmann Brown Plus (LB+)" gilt als besonders geeignet für die Haltung im Freien gemäß ökologischen Richtlinien, weil sie nicht zu Kannibalismus neigen oder sich gegenseitig die Federn auspicken. Bei anderen Legehennenrassen kommt das immer wieder vor. Außerdem seien seine LB+ "agiler, größer, kräftiger und schwerer", sagt Scharnagl. Das halte Bussarde oder Habichte davon ab, in seinen Hühnerhaufen zu stoßen – im Verbund mit den wachsamen Hähnen, die hier "das A und O sind".
Die Hühnerschar unter den Apfelbäumen
Schutz vor Raubvögeln – und auch vor zu starker Sonneneinstrahlung – sollen die Tiere bald auch unter den 20 Apfelbäumen finden, die der junge Gärtnermeister eigens im Hühnergatter gepflanzt hat, dazu noch Sträucher und Gestrüpp. Derlei "Unterschlupf" und später einmal herabfallendes Obst sorgt für zusätzliche Abwechslung auf den Laufwegen der Tiere und wirkt damit der Langeweile entgegen – ein Thema, das in der ökologischen Hühnerhaltung unter freiem Himmel ein weiterer wichtiger Aspekt ist.
"Manchmal kippe ich auch einfach einen großen Haufen Humus ins Gehege, den die Hühner dann nach und nach abtragen können. Wenn ich sie beschäftige, dann tun sie sich gegenseitig nichts und bleiben gesund", ist der Unterallgäuer Hühnerhalter überzeugt. Seit er 2011 begann, habe er noch nie Antibiotika einsetzen müssen. "Natürlich kann sich immer mal eine Krankheit einschleppen", räumt Scharnagl ein. "Aber bis jetzt hatte ich noch keine Probleme." Sagt's – und klopft aufs Holz des selbst und mit Begeisterung gebauten Hühnerstalles.
Garantiert ökologisch erzeugte Produkte
Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Bioland-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Bioland-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BY-006-43659-AD geführt wird.
Weitere Informationen:
Bio-Eier "mit Gesciht"
Christoph Scharnagl verkauft seine Bio-Frischeier als Direktvermarkter im Hofladen seiner Eltern. Ein zweiter Abnehmer ist die Biovum GmbH in Salgen bei Mindelheim, die speziell Eier von "Bioland"-Bauern an den Lebensmitteleinzelhandel vermarktet. So auch an die Kemptener Feneberg Lebensmittel GmbH, wo die Bio-Eier von Christoph Scharnagl unter der regionalen Bio-Marke "VonHier" zu bekommen sind.
Im Hofladen der "Bioland"-Gärtnerei der Familie Scharnagl sind neben den Bio-Eiern rund 50 Obst- und Gemüse- sowie Kräutersorten aus eigenem Anbau erhältlich, außerdem die Bio-Suppenhühner.