Bioland-Hof Deggelmann
Bioland-Hof Deggelmann
Friedbert Deggelmann
Im Genslehorn 10
78479 Reichenau
Sie gärtnern, wo andere Urlaub machen
Es ist eine immergrüne Welt, in der Friedbert Deggelmann und seine Frau Sabine arbeiten. Über mehrere Gewächshäuser erstreckt sich ihr Reich: Auf einer Fläche, die etwa so groß ist wie zwei Sportplätze, bauen sie Basilikum, Petersilie und andere Kräuter an, ebenso Gemüse wie Tomaten, Gurken und Babyspinat. Ihre Gärtnerei liegt auf der Insel Reichenau, in Deutschlands südlichstem Anbaugebiet für Gemüse. Die vielen warmen Sonnentage, dazu der Bodensee als Wärmespeicher und Wasserspender, bieten hierfür sehr gute Voraussetzungen.
Deggelmanns führen einen der vielen Familienbetriebe, die so typisch für die Insel sind: Die kleinen, landwirtschaftlichen Strukturen haben sich über Jahrhunderte auf der Reichenau entwickelt. Erste Bauern kamen mit dem Kloster, das im Jahr 724 auf der Insel gegründet wurde und trugen zu dessen Versorgung bei. Über Generationen hinweg gingen die Gärtnereien dann an die Nachfahren über. Auch Friedbert Deggelmann hat seinen Betrieb von den Eltern übernommen.
Hier zählen Ideen mehr als Wachstum
„Ich bin Gärtner mit Leib und Seele.“ Von Kind an sei Deggelmann sich sicher gewesen, dass er die Arbeit in der Gärtnerei fortführen würde. 1977 absolvierte er die Lehre als Gärtner und vertiefte anschließend sein Wissen an einem großen Betrieb in Basel, später folgte die Ausbildung zum Gärtnermeister. Viele Jahre arbeitete Deggelmann an der Seite seiner Eltern, bevor er 2001 Leitung des Gemüsebaubetriebes übernahm.
Doch auch wenn der Betrieb erfolgreich läuft: Einfach wachsen und vergrößern, wie es für andere Unternehmen selbstverständlich ist, das geht auf der Reichenau nicht. Die kleinen Strukturen und die Begrenzung durch den See sind Ursache dafür, dass hiesige Gärtner wie Deggelmanns andere Wege gehen müssen. „Klasse statt Masse“ heißt daher die Devise: Die Gemüseerzeuger haben sich hohen Standards verschrieben und setzen sich gemeinsam in der Reichenau-Gemüse eG für ihre Ziele ein.
So geht Öko-Landbau im Gewächshaus
Ein wesentlicher Faktor ihrer Arbeit ist der Verzicht auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel. Deggelmanns machen das so konsequent, dass sie im Jahr 2008 ihren Betrieb auf den Öko-Landbau umstellen konnten. Sie erfüllten bereits die Kriterien: „Das war keine große Aktion mehr“, erinnert sich der Gärtner und fügt hinzu: „Wir haben schon immer naturnah gearbeitet.“ Damit meint er unter anderem, dass er seine Kräuter ohnehin nicht konventionell behandeln konnte, weil die vorgeschriebenen Wartezeiten zu lang sind, um sie dann noch vermarkten zu können.
So arbeiten Deggelmann und seine Frau zum Beispiel seit je her mit Nützlingen. Das heißt, gegen schädliche Insekten setzt das Gärtnerpaar gezielt nützliche Insekten ein: Schlupfwespen gegen Läuse, Raubmilben gegen Spinnmilben, Florfliegen gegen Fransenflügler und andere Helfer mehr. Doch auch das Wasser ist entscheidend für die Gesundheit der Pflanzen im Gewächshaus – ob im Boden oder in der Luft, es darf nicht zu viel oder zu wenig sein. Das kontrollieren Deggelmanns mehrmals täglich vor Ort.
Garantiert ökologisch erzeugte Produkte
Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Bioland-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Bioland-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BW-005-04049-A geführt wird.
Weitere Informationen:
Handy und Wetterapp sind wichtige Helfer
Vorbeugendes Handeln und Erfahrung sind wichtig im Öko-Landbau. Denn einmal entstandener Schaden lässt sich hier nicht einfach mit dem Einsatz von Chemie korrigieren. Doch dieses Vorausschauende, dieses „nah an der Natur Sein“, das ist sei es, betonen die beiden, was das Gärtnern für sie ausmache.
Derart naturnah zu arbeiten bedeutet für sie jedoch keinesfalls, sich modernen Entwicklungen zu verschließen: Das Klima in ihren Gewächshäusern steuern Deggelmanns per Knopfdruck und Computer. Und um jederzeit gut reagieren zu können, setzen sie auf Handy plus Wetterapp: So sind die zwei stets aktuell über Sonne und Regen, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind und mehr informiert und können auf Wetterumschwünge gut reagieren.
In der Freizeit seltene Pflanzen retten
Den umsichtigen Umgang mit der Natur praktiziert das Paar aber nicht nur bei der Arbeit. Deggelmanns betreuen auch ein Uferstück auf der Insel, das als so genanntes „flächenhaftes Naturdenkmal“ eingestuft ist und unter Naturschutz steht: Die Strandrasen des Bodensees sind eine europaweit einzigartige Vegetation. Sie wachsen an Kiesufern in der Überschwemmungszone und zeichnen sich durch seltene Pflanzen aus, wie das Bodenseevergissmeinicht und die Strandschmiele.
Zwar sind diese Pflanzen perfekt an die natürlichen Schwankungen des Wasserstandes angepasst. Doch vom früheren Bestand existieren nur noch zehn bis 20 Prozent, denn das meiste ging durch die Ufernutzung des Menschen verloren. Die verbleibenden Flächen sind stark bedroht und so kümmern sich Anwohner wie Deggelmanns um den Erhalt: „Wir pflegen unsere Flächen und lassen sie nicht verwildern.“